244. Die zwölf schwarzen Männer.
Zu Altenmarkt, an der Straße nach Maria-Zell, lebte ein Wirt, ein gar ruchloser Mensch. Er tat den ganzen lieben Tag nichts als fluchen und schelten. Einmal - es war am Taufasamstag *) hatte er wieder den ganzen Tag herumgeflucht, und diesmal tat er es bis spät in die Nacht hinein. Es wurde Mitternacht. Da hörten sie plötzlich mit entsetzlichem Gepolter einen schweren Wagen in ihren Hof hineinrollen und pumpern **). Allen kam ein Grausen an. Da geht die Gastzimmertür auf, und es treten zwölf kohlschwarze Männer herein, die sich ganz stumm zum Tische setzen. Die Wirtsleute, ganz starr vor Schreck und Entsetzen, wissen sich nicht zu raten und zu helfen, und getrauen sich nicht, einen Schritt von ihrem Platze zu weichen. Das Dienstmädchen hat doch so viel Geistesgegenwart und lauft schnell zur Nachbarin, die als ein frommes, christliches Weib bekannt war, weckt sie auf und erzählt ihr zitternd von den zwölf schwarzen Männern. Zugleich bittet sie dieselbe, mir mit ihr hinüberzugehen, denn ihre Herrenleute wüßten sich nicht zu helfen. Die Nachbarin, schon eine Greisin, macht sich sogleich auf und geht mit, nimmt aber Weihwasser zu sich.
Sie tritt ins Gastzimmer hinein mit dem Rufe: „Gelobt sei Jesus Christus!“ Hernach besprengte sie das ganze Zimmer, sowie auch die schwarzen Männer mit Weihwasser. Da stehen sie Einer nach dem Andern auf und verlieren sich aus dem Zimmer. Der Letzte, als er bei der Tür hinausschritt, sagte: „Enker Glück!“ Das sprach er aber so durch die Nase, daß man deutlich daraus schließen konnte, woher diese Männer waren. Darauf hörten sie den Wagen mit dem früheren Gepolter zum Hofe hinausrollen.
Im Hause aber hatten die schwarzen Männer einen Höllengestank zurückgelassen.
Theodor Vernaleken
„Mythen und Sagen des Volkes in Österreich.“
*) Taufasamstag - Samstag vor Ostern.
**) Pumpern - lärmen.
Quelle: Johann Krainz, Mythen und Sagen aus dem steirischen Hochlande, Bruck an der Mur 1880.
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