8.4 Der ewige Schuster

Einst hat ein Schuster den göttlichen Heiland von seiner Hausbank gejagt, als Jesus Christus damals, als er das schwere Kreuz getragen hat, dort rasten wollte. Zur Strafe dafür muss der Schuster herumwandern bis zum Jüngsten Tag. Dreimal muss er die ganze Welt durchgehen, und dann kommt der letzte Tag und mit ihm auch die Erlösung für den ewigen Schuster. Zweimal ist der ewige Schuster schon in Mitterndorf gewesen, und jedesmal hat er im Pfarrhof übernachtet. Aber schlafen hat er nicht können, der arme Kerl. Er hat sich den Tisch, als der Pfarrer schlafen gegangen ist, mitten in die Stube gestellt und ist die ganze Nacht um den Tisch herumgewandelt. Es ist aber schon lang her, dass er da gewesen ist, und wahrscheinlich wird er bald zum letztenmal kommen, und dann ist‘s aus mit der Welt!

Quelle: Sagenhaftes Hinterbergertal, Sagen und Legenden aus Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch und Tauplitz vom Ende der Eiszeit bis zum Eisenbahnbau, Matthias Neitsch. Erarbeitet im Rahmen des Leader+ Projektes „KultiNat“ 2005 – 2007.
© Matthias Neitsch