5. Sagen aus Ligist und Umgebung.
Der Teufelsstein.
Zwischen Krottendorf und Ligist steht knapp am Straßenrand — von Bäumen überschattet — eine senkrecht stehende Felsplatte, die der Volksmund „Teufelsstein" nennt.
Vor vielen Jahren gingen die frommen Ligister an Feiertagen sehr gerne in die Kirche nach St. Johann. Darüber wurde der Teufel so zornig, daß er beschloß, die Kirchtür von Sankt Johann mit einem mächtigen Felsblock zu verrammeln. Während der Christmette flog er daher in den Scharasgraben, riß dort einen gewaltigen Felsblock aus der Erde und flog mit ihm gegen St. Johann. Als er über dem Leitenbauernhof dahinflog, krähte dort der Hahn, der Teufel verlor seine Macht und ließ den Stein fallen. Dieser blieb knapp neben der Ligister Straße liegen, wo er noch heute zu sehen ist. Drei tiefe Rillen im Stein sind Spuren der Teufelskrallen.
Oben auf der Steinplatte steht ein „Marterl“ zur Erinnerung an einen vor etwa 80 Jahren hier verübten Raubmord.
Eine andere Fassung: Ein Ligister Bauer wollte einst in der Christnacht nach St. Johann in die Mette gehen. Zwischen Ligist und Krottendorf begegnete er dem Teufel, und sie kamen miteinander ins Gespräch. Der Satan prahlte, daß er imstande sei, einen großen Stein vor die Kirchtür von St. Johann zu wälzen, so daß kein Mensch nach Schluß der Mette herauskönne. Der Bauer aber meinte, daß dies unmöglich sei. Da sagte Luzifer: „Wenn du mir deine Seele gibst, dann will ich es machen.“ — „Einverstanden“, erklärte der Bauer und lächelte verschmitzt. — Der Teufel flog sogleich in den Scharasgraben, riß dort aus einer Felswand eine große Steinplatte los, nahm sie auf seine Schultern und rannte, so schnell er konnte., aus dem Graben hinaus gegen St. Johann, um noch rechtzeitig vor Schluß der Mette die Kirchtür zu verrammeln. — Der schlaue Bauer aber hatte inzwischen seinen geweihten Rosenkranz quer über die Straße gespannt und wartete. — Als Luzifer mit dem schweren Stein gerannt kam, stolperte er in der Finsternis über den Rosenkranz, verlor seine Macht, ließ den Stein fallen und verschwand fluchend in einem Loch des Dietenberges, hörte aber doch noch das schallende Gelächter des schlauen Ligisters.
Quelle: Was die Heimat erzählt, Die Weststeiermark, Das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. Herausgegeben von Franz Brauner. Steirische Heimathefte. Graz 1953.
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