23. Das Saukreuz.

In Krenhof bei Köflach lebte vor vielen Jahren ein sehr geiziger Bauer. Zu dem kam einmal einer seiner Schuldner — ein armer Keuschler — und bat ihn, er möge noch kurze Zeit mit dem Eintreiben der Schuld warten, denn es ginge ihm sehr schlecht, und er habe für seine Kinder fast nichts mehr zu essen. Der Reiche aber hatte kein Erbarmen und sagte: „Wenn ich morgen abends das Geld nicht hab, so hol ich mir deine letzte Sau aus dem Stall!"

Am andern Tag — es war Sonntag — ging der Keuschler in die Kirche und betete zum Herrgott, daß ihm doch nicht die letzte Sau aus dem Stall genommen werde.

Am Abend kam der Reiche. Alles Bitten und Flehen half nichts. Er ging in den Stall, um die Sau fortzutreiben. Die wollte aber nicht mit. Da sagte er: „Wenn du dich net führen laßt, werd ich halt auf dir reiten!" und setzte sich sogleich auf die Sau. Kaum saß er oben, sprang auch schon das Tier auf, rannte einer Felswand zu und verschwand darin samt dem Geizhals. — Als der Keuschler in seinem Stall Nachschau hielt, stand die Sau wohlbehalten da und grunzte fröhlich. Der Teufel hatte den Geizhals geholt. An der Felswand wurde ein Marterl errichtet, das den Namen „Saukreuz“ erhielt.

Quelle: Was die Heimat erzählt, Die Weststeiermark, Das Kainach-, Sulm- und Laßnitztal. Herausgegeben von Franz Brauner. Steirische Heimathefte. Graz 1953.
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