WIE DER TEUFEL NIMMER IN DIE HÖLLE WOLLTE
Zu einer Zeit hat jeder, der bei Nacht durch den Wald zwischen Hallein und Kuchl zu gehen hatte, einen kräftigen Segen gesprochen; es hielt sich nämlich in diesem Walde der leibhaftige Teufel auf. Er hatte zwar nicht Gewalt, jemand ein Leid zuzufügen, sondern sprang nur immerfort jauchzend über den Weg hin und her und spie dabei Flammen aus. Dieses war jedoch gar fürchterlich anzusehen, so daß mancher vor Schrecken daheim erkrankte. Auf das Bitten der Leute versuchte bisweilen ein Geistlicher den Gottseibeiuns zu bannen, aber keiner hatte Macht über ihn, ja er lachte sie nur aus und deckte spottweise ihre eigenen geheimen Schwächen auf und trieb sein Unwesen weiter. Endlich kam ein Priester, der durch sein frommes Leben selbst ein Heiliger geworden war; dem konnte der Teufel nicht das geringste vorwerfen, ausgenommen ein paar Studentenstreiche. Als der Beschwörer dem Teufel befahl von hinnen zu weichen, da wurde er traurig und bat, ob er, statt in die Hölle zurück zu gehen, sich nicht in einem Grashalm verbergen dürfte? Der Priester bewilligte es nicht, daher flehte der Teufel, daß er doch auf einer Höhe oder Bergspitze weilen dürfe auf einer so abgelegenen und unzugänglichen, wohin niemals eine lebende Seele kommen würde. Als ihm auch dieses abgeschlagen wurde, flehte er endlich um die Erlaubnis, in die Tiefe einer schmutzigen Lache zu fahren, die nebenan lag. Aber auch diese Bitte war umsonst, der Böse mußte heulend in den Abgrund der Hölle zurück. Diese Sage wird von andern etwas verändert erzählt: Es habe der Priester den Teufel in die Mitte des Tennengebirges hinein verbannt, allwo selbiger noch rumore und greulich umherspuke, aber niemand schaden können soll; vielmehr jauchzt und jubelt er nach wie vor, macht Bocksprünge die Kreuz und Quere und ist so recht, was man sagt: "verteufelt lustig".
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben
von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 3,