DER SCHWARZE REITER IM HIMMEL VATERWALD
Es war gerade Heiliger Abend und eine bitterkalte Winternacht, da ging der alte Rettensteinbauer von der Mette in Oberalm auf der alten Wiestalstraße nach Hause.
Der Schnee lag knietief, der alte Mann kam nur mühsam vorwärts und war sehr müde.
Da begegnete ihm im Himmelvaterwald ein schwarzer Reiter auf einem riesigen Rappen. "Müder Wanderer, steig auf!" rief die unheimliche Erscheinung. Der Bauer dankte erschrocken und wollte weitergehen.
Da begann der Reiter zu wachsen und wurde immer größer und größer, bis er schließlich gar über die Bäume ragte, und die Augen des Rappen, der mitgewachsen war, fingen wie glühende Wagenräder zu leuchten an.
Mit mächtiger Stimme rief der Reiter noch einmal: "Wanderer, steig auf!"
Da begann der Rettensteiner in seiner Not zu beten, und siehe, der Reiter wurde immer kleiner und kleiner, bis er endlich als Wurm zu des Bauern Füßen verschwand.
Dieser hatte in seiner Not gelobt, wenn er der Gefahr entrinne, werde
er an der Stelle zum ewigen Gedenken ein Marterl errichten. Es steht noch
heute dort.
Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 109