MARIA BRUNECK

Am Fuße des Tennengebirges zieht die Gebirgsstraße durch den weit berühmten Paß Lueg und kommt zu einer Kapelle, von welcher eine legendenhafte Sage geht. Einst wandelte die Heilige Jungfrau Maria, die Mutter Gottes, durch dieses Bergland, war sehr erschöpft und durstig und ließ sich zur Ruhe in der Ecke einer Felsenwand nieder. Da entsprang alsbald ein frischer Quellbrunnen dem Schoße der Erde, um die Dürstenden zu laben, wie er noch heute tut, und dann wurde der geheiligte Ort geweiht, Maria Bruneck benannt und die Kapelle dort erbaut.

Es ist ein noch unerforschter und unergründeter Zug in der deutschen Sage, daß die heiligsten Persönlichkeiten der christlichen Kirche, Christus und Maria, mitten in unwegsamen und unwirtlichen deutschen Gegenden aufgetreten sind und da Spuren ihres Daseins zurückgelassen haben sollen, so z. B. im Thüringer Walde bei Liebenstein, auf der Schwäbischen Alp, im Fichtelgebirge u. a. m.


Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 4