DIE GROSSE GLOCKE IN VIGAUN
Das Geläute zu Vigaun erregte einstmals wegen seines Wohlklanges
den Neid der Nachbarschaft. Man setzte es beim fürsterzbischöflichen
Hof in Salzburg durch, daß die Glocke abgenommen und mit vier Rossen
fortgeführt wurde. Man konnte sie aber nur bis Langwies bringen,
weil plötzlich Wagen wie Pferde festgebannt schienen und nicht mehr
vom Platz konnten. Das galt den Leuten als Wink des Himmels. Die Vigauner
spannten ein paar Öchslein vor den Wagen und brachten die Glocke
unter dem Jubel der Bevölkerung ohne die mindeste Anstrengung wieder
zurück. Zum Andenken an dieses wundersame Ereignis bauten die Vigauner
in Langwies eine Kapelle, in welcher der geschilderte Vorfall in einem
Bilde verewigt wurde. Diese Kapelle aber wurde in den dreißiger
Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch einen Blochwagen umgestoßen
und nicht wieder aufgebaut.
Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 111