DAS GEHEIMNISVOLLE BERGWERK

In dieser einsamen Gegend der Rigaus, aus der heute die Bauern in zunehmendem Maße weichen und der Wald wieder dort zu wachsen beginnt, wo man ihn vor 500 bis 600 Jahren gerodet hat, gab es früher auch Bergwerke, richtige Zwergunternehmen, die in Eigenrechnung von den Bauern betrieben wurden und meist nur etliche Mann beschäftigten. Das gewonnene Eisenerz beförderte man mühsam truhenweise bis zur Eisenhütte Flachau im Tal der obersten Enns! Trotz oftmaligen Suchens konnte der Verfasser die alten Stolleneingänge nicht mehr finden, obwohl die wenigen Bauern der Gegend sagen, daß sie „da" sind. Dafür erzählte der Sallabachbauer Josef Reiter, der inzwischen selbst seinen Bergbauernhof aufgegeben hat, im Jahre 1973 folgendes: Von der Wegscheid im Westen her (Siedlungshang weiter talaus an der Sonnseite) soll einstmals ein mehrere Kilometer langer Stollen bis Klausegg geführt haben. „Wenn man in Klausegg am Ende des Stollens anklopft, so kommt man durch den Holzboden in die Stube." Es soll ein „Goldbergwerk" gewesen sein, nach anderen Erzählungen eines auf Gips. Letzteres wäre möglich, da gegen das Haupttal der Lammer hin tatsächlich heute noch ein bedeutender Abbau davon betrieben wird. Nur vom Eisen ist merkwürdigerweise in allen Erzählungen keine Rede.

Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 124