MARIA AN DER BLOCHHÜTTE
Auf dem Weg von Hallein auf den Dürrnberg steht nahe der Wegscheid bei einer Blochhütte in einer Felsennische eine Muttergottesstatue.
Seltsamerweise ist dabei die heilige Jungfrau so dargestellt, daß sie die gefalteten Hände herabhängen läßt. Die Sage weiß davon folgendes zu berichten:
Einstmals wollte ein Fuhrmann, ein gar wüster, roher Geselle, mit seinem schweren Frachtwagen den Dürrnberg erreichen. Als er an das steile Wegstück nahe der Wegscheid kam, konnte das Gespann plötzlich nicht mehr weiter, so sehr er auch auf die armen Pferde einschlug. Er fluchte und wetterte gar greulich, und zuletzt ließ er sich in seiner blinden Wut hinreißen, mit der Peitsche gegen das alte Madonnenstandbild auszuholen. Mit dem ersten Schlag traf er die Hände der Gottesmutter und - o schreckliches Wunder! - gleich darauf ließ diese ihre zum Gebet gefalteten Hände vor den Augen des entsetzt Fuhrmannes an sich niedergleiten.
Dieser Anblick erschütterte den roh Gesellen so sehr, daß
er in sich ging und fortan ein anderer Mensch wurde. Die Muttergottes
an der Blochhütte aber hält seither noch immer ihre Hände
in der angegeben Weise.
Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 108