DER MANN IM SALZ
Wohl historisch erwiesen, doch mit sagenhaften Zügen untermischt, ist folgende Begebenheit:
Im Jahre 1577 wurde in dem Salzwerke am Dürrnberg in einer Tiefe von 6300 Schuh *) der Körper eines Mannes ausgegraben, welcher neun Spannen lang und noch nicht in Verwesung übergegangen war, denn Fleisch und Bein, Haar, Bart und Kleidung waren wohl konserviert. Das Fleisch war hart und gelb, wie das eines geselchten Stockfisches. Zu jener Zeit, da dies geschah, stand ein schrecklicher Kometstern am Himmel. - Einen ebensolchen Mann grub man im Jahre 1616 im selben Berge in dem St.-Georg-Stollen aus und bewahrte beide Salzmänner in einem Kämmerlein nächst dem Stollen Clamerais, woselbst sie durch Jahre hindurch lagen und von alt und jung angestaunt wurden. Als sie aber endlich zu riechen begannen und sichtlich der Verwesung anheimfielen, da hat man sie christlich begraben. - Der bekannte Schirftsteller Ludwig Ganghofer hat zu dieser Begebenheit den Roman „Der Mann im Salz“.
*) Es gibt außer dem „Schuh“ noch ein anderes, etwas geringeres altes Längenmaß, den „Fuß“, mit ca. 30 cm (war länderweise verschieden).
Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 107