Wolf Dietrich

Wolf Dietrich von Raitenau, ein Fürst von den seltensten Geistesanlagen, der berühmteste und bedeutendste unter den Erzbischöfen Salzburgs, lebt noch heute im Andenken des Volkes fort. Seiner Baulust dankt die Stadt die herrlichsten monumentalen Bauten. Als er nach jahrelanger Gefangenschaft auf der Feste Hohensalzburg endlich einging in das Reich des ewigen Friedens, ließ er sich in dem von ihm gegründeten Friedhofe zu St. Sebastian, in der Gabrielskapelle "in Mitte seines Volkes, das er im Leben so sehr liebte und im Herzen trug", begraben.

Bald darauf verbreitete sich die Sage, Wolf Dietrich sei eigentlich nicht tot, sondern sitze in seiner Gruft unterhalb der Gabrielskapelle aufrecht da, Baupläne und Stiftsbriefe in der Hand haltend. Diese Sage behauptete sich bis in die letzten Jahrzehnte.

Eine andere Sage, an welche noch jetzt vielfach geglaubt wird, meldet, Wolf Dietrich sei keines natürlichen Todes, er sei an Gift gestorben. Zwei erzbischöfliche Soldaten hätten ihm dasselbe beigebracht und seien dafür hingerichtet worden.

Quelle: R. von Freisauff, Salzburger Volkssagen, Bd.2, Wien/Pest/Leipzig 1880, S. 451, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 123.