DER "WILDE MANN" ZU SALZBURG

Gegenüber dem Festspielhaus in Salzburg erhebt sich über einem Steinbrunnen eine merkwürdige Erzfigur.

Brunnenfigur Wilder Mann, Salzburg, Berit Mrugalska

Brunnenfigur "Wilder Mann", Salzburg
© Berit Mrugalska, 2001

Der Fischbrunnen in der Hofstallgasse
Geschaffen von Johann Reitter Maler, der 1621 dafür bezahlt wurde. (Der Vorgängerbrunnen "am alten Vischmarkt" wurde auf Geheiß von Erzbischof Wolf Dietrich entfernt). Das große vierseitige, steinerne Brunnenbecken wird durch Pfosten in Felder gegliedert und schließt mit einem schmiedeeisernen Gitteraufsatz ab. Über dem zentralen Bassin erhebt sich ein zeltförmiger Blechdeckel, bekrönt von einer freistehenden Säule mit lebensgroßer Darstellung eines Wilden Mannes. Dieser ist mit Laub bekränzt und bedeckt, in der Rechten hält er eine Keule, in der Linken einen Schild mit dem Wappen Salzburgs.
Vgl. Hans Tietze, Die profanen Denkmale Salzburgs, Wien 1914, S. 225.

Sie stellt einen Mann dar, dessen Leib ganz mit Schuppen bedeckt ist; in der einen Hand hält er einen Schild, in der anderen eine Keule. Die Sage erzählt, daß der "Wilde Mann" sich einmal im Jahr um sich selbst drehe, um hierauf wieder zwölf lange Monate starr und unbeweglich auf seinem Platz zu verharren. Dieses Wunder soll sich stets am Karfreitag, genau um die Mittagsstunde, beim Zwölfuhrläuten, vollziehen, und alte Salzburger behaupten, sie hätten dies mit eigenen Augen gesehen. Viele andere aber sind schon am Karfreitag vor dem "Wilden Mann" gestanden, ohne daß dieser auch nur einen kleinen Ruck gemacht hätte. Einige sagen, das kommt daher, weil der "Wilde Mann" auf seine Salzburger nicht mehr gut zu sprechen ist, seitdem sie ihn vor Jahren von seinem ursprünglichen Platz in der Griesgasse1 entfernt haben, so daß er nicht mehr über die rauschende Salzach hinschauen kann, andere wieder bezweifeln, daß man am Karfreitag die Glocken - - - nun, denkt selbst einmal darüber nach! Und überhaupt müsse man ein Glockenspielkind und genau zur nämlichen Stunde geboren sein, in der er sich zu drehen anschicke!

Wer all das nicht glaubt, der soll am Karfreitag selbst zum "Wilden Mann" gehen und dort auf das Mittagläuten warten. Er wird dabei seine Wunder erleben!

Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 26