Die guten Bergmännlein

Hoch oben am Untersberge, wo nur Almenrausch und Latschen in dichtem Gestrüppe wachsen, hausen in der Einsamkeit ebenfalls Bergmännlein und hüten die Gemsen. Aus der Gemsenmilch machen sie Käse, die so lange wieder wachsen und ganz werden, wenn man sie angeschnitten hat, bis man sie unbesonnenerweise einmal ganz und gar aufgezehrt, ohne ein Restchen übrigzulassen. Still und freundlich lebt dieses Zwergenvölklein in den innersten Felsklüften und arbeitet ruhig fort. Wenn man sie in mondhellen Nächten auf den Matten tanzen sicht, bedeutet das ein besonders gesegnetes Jahr. Verirrte Lämmer führen sie oft den Leuten nach Hause, und arme Kinder, die Holz zu suchen gehen, finden zuweilen einen Napf mit Milch im Walde stehen, auch Körbchen mit Früchten, die ihnen die gutmütigen Zwerge hinstellen.

Quelle: Nikolaus Huber, Sagen vom Untersberg, Salzburg 1901, Nr. 15, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S.233.