Der steinerne Brotlaib in der Stiftskirche St. Peter

Innerhalb des eisernen Gitters, welches das Innere der St. Peterskirche abschließt, hängt rechts an der Wand ein an einer zwei Schuhlangen Kette befestigter Stein, welcher genau die Form eines großen Brotlaibes hat, wie solche die Bauern zu backen pflegen.

Dieser Stein wurde im Jahre 1603 von F. Wolfgang Burger, Vikar zu Seewalchen, dem damaligen Abte Martin von St. Peter mit einem eigenhändigen Schreiben übersendet und dem Kloster zum Geschenke gemacht. In diesem Briefe wird die Legende dieses Steines folgendermaßen erzählt:

Miraculum

Es ist vor wenig Jahren zu Leupichl in einem Dorfe am Mansee gelegen eine Bäurin gewest, welche fast alle Sonntag, Fest- und Feiertag den Kirchgang und Gottsdienst versäumt und unterlassen, sondern wann Anderleut gen Kirchen gangen, hat sie dieweil allerlei Hausarbeit verricht. Und als sie einsmals an S. Leopoldstag, der desselben Orts feierlich und Dedicatio Ecclesiae (Kirchweihe) gewest, hat sie auf genennten Tag neben anderer Arbeit auch Brot gebacken. Als sie aber von einer ihrer Nachbäurin angeredet und gestrafft (ausgescholten, zurechtgewiesen) worden, warum sie gleich auf diesen h. Tag am Feiertag Brot backe, und nit neben andern Christen den Gottsdienst besuchte, es möchte sie Gott und S. Leopold etwa darum strafen. Darauf die Brotbäckerin trutzig geantwort und gsagt: Feiertag hin, Feiertag her, Leupl (Leopold) hin, Leupl her, ich hab's Brot schon im Ofen. Als gemeldte Bäurin in Ofen zum Brot gesehen und das Brot herausnehmen wollen, sind die Laib (deren zwölf gewest) in Sandstein verwechselt und also gefunden im Ofen geblieben, welche hernach von vielen Leuten also gesehen worden. (Hernach aber von den Christen an
mancherlei Örter wegen des beschehenen Mirakel hinweg getragen worden. )

Als ich F. Wolfgang Burger den 14. Monatstag Juni Anno 1603 beim Herrn Casparo Barttl, Pfarrherr zu Nußdorf, auch am Attersee gelegen, und zum Kloster Traunkirchen gehörig, gewest, hat er mir deren steinen Laib einen von den zwölfen fürgewiesen und gezeigt. Demnach auf mein vielfältigs emsigs Bitten und Begehrn, hat er mir denselben verehrt und zustehen lassen, welchen ich mit mir übern Attersee gen Seewalchen geführt. Und eben zur selbigen Stunde, als ich mit dem genannten Laib zu Hause komme, kommt Johann Egger, mein Schulmeister, samt dem Hans und Adam Lüxl zu Heining, meine Pfarr- und Zehentleut. Und unter anderm, als wir von solchem Mirakel reden, und ihnen den steinen Laib gezeigt, sagt gemelter Hans Lüxl, ein junger Bauer, er wisse das Ort, wo solches geschehen, hab' auch den Ofen gesehen, darinnen nur noch zwei solche Laib gewest. Sein Mitgsell aber so damals mit ihm auf S. Wolfgang kirchfährten gangen und ihn zum genannten Ofen geführt, als nämlich Hans Neuhofer zu Perg, so auf dem Meindlgut daselbst gehauset, hab ihm angezeigt, wie er zuvor alle 12 Laib im Ofen gesehen. Diese Pfarr Berg stoßt mit der Pfarr und Dorf gleich an Seewalcher Pfarr, und muß ein Pfarrherr solche von Schirfling (Schörfling) aus mit einem Priester versehen lassen.

So viel, wie gewollt, hab ich von diesem Mirakel in Erfahrung bringen können, und ist wohl glaublich, daß die Lutheraner dies Wunderzeichen gering geacht. Derweg hab ich gleich im Anfang gedacht, solchen Laib entweder zum Kloster Peyrn (Michaelbeuern) oder E. G. zu derselben St. Peters Kloster zu verehren.

Quelle: Nikolaus Huber, Fromme Sagen und Legenden, Salzburg 1880, S. 63ff, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 137.