Der Tod des Lindwurms

Das Wurmfeld, eine nasse, sumpfige Berglehne auf dem Tappenkar, einem Berge, der wegen seiner Stürme und Nebel mehr gefürchtet als gesucht ist, beherbergte einst einen großen Drachen (Lindwurm).

Dieses Ungeheuer richtete unter den Viehherden viel Unheil an und kam auch häufig herab zum See, um sich zu baden. Lange beratschlagten Karhüter und Jäger, wie sie denn dem greulichen Lindwurm den Garaus machen könnten. Mit Gewalt war demselben nicht beizukommen, davon waren sie überzeugt, und es hätte sich auch um alle Schätze der Welt keiner gefunden, der im offenen Kampfe dem Untier entgegengetreten wäre. Sie griffen daher zur List, nahmen eine Kuhhaut, stopften dieselbe mit Moos aus, daß sie einem Rinde gleich sah, legten anstelle des Magens ein Päckchen Zündpulver hinein und brachten statt des Schlundrohres ein Zündrohr an und mit dem Zündpulver in Verbindung. Also ausgerüstet, warfen sie den Popanz in den See und harrten der kommenden Dinge. Der Drache kam, wie gewöhnlich, sein Bad zu nehmen. Kaum erblickte er aber die vermeintliche Kuh, als er sich auch schon auf sie stürzte und sie verschlang. Die Wirkung des verdächtigen Bissens ließ nicht lange auf sich warten, denn im nächsten Augenblicke schon entzündete sich das Pulver und zerriß den Drachen.

Quelle: R. von Freisauff, Salzburger Volkssagen, Bd. 1, Wien/Pest/Leipzig 1880, S. 357 f, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 246.