Der schwarze Hund als Schatzhüter

Im Scheucklehen bei Radstadt hütet ein großer schwarzer Hund einen ungeheuren Schatz.

Eine arme Taglöhnerin stand einst um die Erntezeit beim Scheuklehenbesitzer in Diensten. Gegen Abend hatte sie noch etwas im Obstgarten zu tun, da stand plötzlich ein großer schwarzer Hund vor ihr, der goldene Schlüssel zwischen den Zähnen trug und ihr mit dem Kopfe ein Zeichen gab, ihm zu folgen. Sie fürchtete sich zwar sehr, aber ihrer und ihrer armen Kinder Not eingedenk folgte sie dem Hunde. Er führte sie durch sieben eiserne Tore, die alle von selbst aufsprangen, in eine große dunkle Halle, in welcher rings herum eiserne Kisten standen, sonst aber nichts zu sehen war. Vor einer dieser Kisten ließ der Hund die Schlüssel fallen und verschwand. Beherzt öffnete die Taglöhnerin dieselbe, und siehe da, ihr Auge fiel auf pures gemünztes Gold, das bis zum Deckel fast reichte. Rasch füllte das arme Weib damit seine Taschen, ja selbst seine Schürze, und eilte dann dem Ausgange zu, den sie auch glücklich erreichte. Als die umwohnenden Bauersleute von dieser wunderbaren Märe Kunde erhielten und das viele Gold sahen, eilten sie schnell an den von der Taglöhnerin bezeichneten Ort und harrten daselbst des Hundes. Der aber ließ auf sich warten, und sie alle mußten mit langer Nase wieder abziehen.

Quelle: R. von Freisauff, Salzburger Volkssagen, Bd. 2, Wien/Pest/Leipzig 1880, S. 577, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 224.