Der einäugige Riese

Ein Jäger traf einmal unter den Wänden des Schareck ein uraltes Männlein, das dort oben zu wohnen schien. Der Jäger fragte es, warum es nicht lieber in das Tal hinabziehe; das Männlein erwiderte, es könne seinen blinden Vater nicht verlassen. Der erstaunte Jäger sprach den Zweifel aus, daß der Vater eines so uralten Männleins noch am Leben sein könnte. Da lud ihn dasselbe ein, ihm zu seinem Vater zu folgen, warnte ihn aber, wenn dieser ihm die Hand biete, seine hineinzulegen, denn sein Vater würde die Hand zerdrücken, der Jäger möchte nur seinen Bergstock hingeben. Sie kamen zu einer Höhle, da saß am Feuer ein riesig großer Mann, doch nur mit einem Auge, der dem Jäger die Hand bot; dieser aber legte den Bergstock hinein, der sogleich auf )Laub und Staub" zerdrückt wurde. Er dankte aber dem Jäger und sagte, nun sei er erlöst. Es war der Riese, der oft mit einem Fuß auf der Einödbrücke, mit dem anderen in der Grubmoosalm (auf der anderen Talseite) stand, oder von Bergspitze zu Bergspitze schreitend gesehen wurde, nun aber verschwunden ist.

Quelle: Marie Andree-Eysn, Volkskundliches. Aus dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet, Braunschweig 1910, Nr. 43, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 232.