Das Männlein an der Zillerbrücke
Wenn man früher von der Walder Schattseite zur Sonnseite hinüber schaute, fielen am Waldberg drei große, gemauerte Häuser auf: Lahn, Reitl und Watsch.
Über ihre Entstehung erzählt man folgende Geschichte:
Vor langer, langer Zeit lebte auf Lahn ein arbeitsamer und redlicher Bauer, der aber durch
Unglücksfälle in arge Not geraten war. Er wusste nicht mehr, wie er seine große Familie ernähren sollte. Der Mann war so verzweifelt, dass er wirklich überlegte, wie er seinem Leben ein Ende bereiten könnte. In der Nacht wollte er das noch einmal überdenken und da kam er zur Einsicht, dass sein Tod seine Familie nur in noch größeres Unglück stürzen würde. Verzagt schlief er endlich ein. Plötzlich wachte er auf. Hatte er geträumt? Es war, als hörte er eine Stimme, die ihm zuflüsterte:
"Wandere zur Zillerbrücke, dort wirst das Glück für dein zukünftiges Schicksal finden."
Noch ehe der Morgen graute, brach der Bauer auf und wanderte über die Pinzgauer Höhe ins Zillertal. Er hatte einen weiten Weg vor sich.
Dann war er endlich dort. Müde lehnte er sich an das Brückengeländer und hielt Ausschau. Aber nichts tat sich.
Es wurde schon Abend, und der unglückliche Bauer saß nun schon einige Stunden schweigend an der Zillerbrücke, doch kein Wanderer hatte sich um ihn gekümmert. Er wollte die Hoffnung schon aufgeben, da schlenderte ein kleines Männchen mit weißem Kopf und langem Bart auf die Brücke zu. Das Männchen stellte sich vor den Bauern und fragte ihn freundlich: "Landsmann, geht’s dir nit guat? Warum so traurig?" Der Bauer erzählte ihm mit wenigen Worten seine traurige Geschichte und von dem eigenartigen Traum.
"Ach geh! ", fiel ihm das alte Männchen ins Wort, "Träume sind Schäume! Hat mir doch auch vorige Woche geträumt, zu Lahn am Waldberg liege unter dem Herd ein Topf mit Gold begraben. Aber ich weiß weder den Waldberg, noch Lahn. Geh du nach Hause und sei guten Mutes !" So sprach das Männchen und setzte seinen Weg fort.
Der Bauer wusste nicht, wie ihm geschah: Zu Lahn am Waldberg, wo Jammer und Elend wohnten, sollte ein Goldtopf sein?
So schnell ihn seine Beine trugen, eilte über die Gerlos zurück auf den Waldberg. Rasch grub er unter dem Herd auf. Und wirklich! Ein Topf kam zum Vorschein, ein Topf bis oben gefüllt mit Golddukaten. Nun hatte das Elend ein Ende, und er war so reich, dass er die benachbarten Güter kaufte und die drei gemauerten Häuser baute.
Quelle: Emailzusendung von Leni Wallner am 19. Februar 2007.