Das Wasser in den Sagen
In den Sagen von Neukirchen spielt Wasser eine große Rolle. Neukirchen ist die Gemeinde mit den meisten Wildbächen im Pinzgau: Aus dem Norden kommen der Trattenbach, der Dürnbach, der Wiesbach, der "Teira" (Tauerngraben) und das Pehambachl, dazwischen noch einige kleinere Gräben ("Gramö", die im Laufe der Jahrhunderte ansehnliche Schotterkegel gebildet haben), aus dem Süden der Obersulzbach, der Untersulzbach, der Aschbach und das Schönbachl.
Die Lage des Ortes ist geprägt von Schuttkegeln, in keinem anderen Ort des Pinzgaus zieht sich ein so großer Schutzwald von der Sonnseite herab fast über den ganzen Talboden und bis an die Häuser des Marktes.
Der rote Faden, der sich durch die Geschichte des Ortes zieht, sind Unwetter, Vermurungen und Überschwemmungen - und davon wird auch in einigen Sagen berichtet. Seinen heutigen Namen "verdankt" Neukirchen demnach auch einem Unwetter...
Noch vor 100 Jahren - und die Sagen sind viel früher entstanden - wusste in unserer Gegend kaum jemand Bescheid über die Entstehung eines Gewitters. Dazu kam die Auffassung der Religion: Unwetter, Unglück war Strafe für einen Frevel. Oder eine Hexe, ein Wettermacher hatte die Hand im Spiel - Menschen, die die Natur beobachteten und in der Lage waren, Wetteränderungen vorherzusagen.
Aus der Neukirchner Gegend sind 21 Sagen überliefert. Fünf
davon erzählen von Unwettern, die großen Schaden angerichtet
haben:
Wie Mitterdorf unterging - Die Wiesbachhexe - Der Wettermacher auf der
Dürnbachalm - Die Kotrieshexe - Die Setzenbergsage
Zu den "Wasser - Sagen" im weiteren Sinn könnte man auch
den "Teufelstein in Rosental" zählen, ist er doch ein eiszeitliches
Mitbringsel der Gletscher.
Der Kern der Sage von den "Sulzauer Pucheln" dürfte in
den ehemals sumpfigen Teilen der Sulzau zu finden sein: Über die
Entstehung von Moorlichtern wusste damals noch niemand Bescheid. (Und
heute? Wissen Sie es...?)
Leni Wallner
Quelle: Helene Wallner, Sagensammlerin und -führerin, Emailzusendung vom 3. Mai 2005