Die Hiebergsage


Der Hieberg - Bauernhof , ein stattlicher Pinzgauer Paarhof, ist wahrscheinlich älter als die Ruine der benachbarten Hieburg. Man kann annehmen, dass von diesem Hof schon vor mehreren hundert Jahren auch die Bewohner der Friedburg mit Nahrung versorgt wurden. Im Lauf der Jahrhunderte wurde er sicher mehrmals vergrößert und renoviert. Der Hof dürfte damit eines der ältesten Gebäude Neukirchens sein, das seit seinen Anfängen durchgehend bewohnt ist.

Auf diesem Hof half einst ein armes Mädchen dem Melker bei der Arbeit. Sie musste die Tiere im Futterstall in der Hieberg-Tratten versorgen.

Als sie eines Abends in den Stall kam, saß auf der Kleientruhe ein altes Weiblein. Das sagte zu dem Mädchen: "Wenn du morgen wieder herauf kommst, werde ich aussehen wie eine fürchterliche Schlange. Ich werde einen Schlüsselbund im Maul haben. Versuche, ihn mir zu entreißen und sperre dann die Truhe auf! Lass dich nicht entmutigen, so wild ich mich auch gebärde! Du kannst das reichste Mädchen im Pinzgau werden." Sprach ´s und war verschwunden!

Das Mädchen meinte, es hätte geträumt. Aber als es am nächsten Tag wieder in den Futterstall trat, lag tatsächlich eine furchterregende Schlange auf der Kleientruhe. Sie zischte und fauchte und züngelte! Immer wieder versuchte das Mädchen, der Schlange den Schlüsselbund zu entreißen, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen. Das Untier war zu schrecklich! Und so gab das Mädchen auf.


Die schneebedeckte Hieburg, Neukirchen
Burgruine auf Anhöhe im Pinzgau
© Leni Wallner, 14. Februar 2006


Traurig und weinend ließ sich die Schlange von der Truhe herunterfallen und seufzte:


"Jetzt bin ich schon so alt ,
denk neunmal Wiesen und neunmal Wald.
Und nun muss ich wieder so lang büßen,
bis auf der Hieburg wächst ein Baumstamm,
aus dem der Tischler eine Wiege machen kann.
Das erste Kind, das da drin liegt, wird mich erlösen.
Aber das dauert noch lang, lang!"

Sie kroch hinter die Truhe und wurde nie mehr gesehen.

Quelle: Helene Wallner, Sagensammlerin und -führerin, Emailzusendung vom 3. Mai 2005