Der Raststadlgeist

Es war um das Jahr 1887, da sah man täglich nach Einbruch der Dunkelheit von der Krenleiten bei Bramberg aus eine männerhohe „Buchel".

Dies war eine große Feuerflamme, die sich im Tal auf und nieder bewegte. Sie wanderte immer von der Steininger Brücke, die über die Salzach führt, bis zum Raststadl hinauf, der unter dem Weyerbichl steht. So geschah es alle Tage. Der Krenleitnerbauer wollte den Geist beobachten. Er nahm sich also vor, durch das Tanzlehenfeld zu gehen, wo die Feuerflamme fast alle Tage erschien. Er mußte dann seiner Berechnung nach mit ihr zusammentreffen. Daheim erzählte er seinen Kindern diesen Plan. Als am Abend der Vater von zu Hause wegging, saßen sie beisammen und warteten voll Neugier, was er ihnen nach seiner Rückkehr berichten würde. Alles verlief wie immer. Als der Bauer aber das Steininger Feld entlang schritt und den Geist als Feuerflamme sah, gruselte ihm so sehr, daß er sich ihm nicht zu nahen wagte. Zitternd lief der sonst so furchtlose Mann heim und erzählte alles seinen Kindern.

Manche Leute behaupteten, es sei nur ein Sumpflicht gewesen, andere aber sagten, es sei der Geist  einer Frau,  die im Raststadl ihr ermordetes Kind begraben hätte.

Quelle: Josef Brettenthaler, Das Grosse Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 223.