Die Hexenfamilie im Bräuertrattenstall

Vor langer Zeit lebte im Bräuertrattenstall in Wald im Pinzgau eine Hexensippe - die Hexe, ihre Tochter und ein Wildmandl. Es gingen einmal zwei Knechte von Bräuern holzen und kamen an dem Stall vorbei. Da sahen sie die Hexe und die Tochter in der Stube sitzen. Um die Hexe lief fortwährend eine Henne herum und legte nach jeder Runde ein Ei in eine Schüssel. Die Hexe hatte nämlich alle Eier von den Hennen der umliegenden Bauernhöfe in ihre Henne verwünscht. Die Knechte erzählten, was sie gesehen hatten, sofort der Bäuerin. Die fragte eine alte, kluge Frau um Rat, und diese sagte ihr, sie solle Eierschalen auf den Herd streuen.

Das tat sie denn auch. Als nun in der Nacht die Hexenfamilie wieder erschien und das Wilde Mandl sich auf den Herd setzen wollte, da wurde es furchtbar giftig und schrie: „Neunmal Wiesen, neunmal Wald! Aber soviel Hiferl und Haferl hab i mei Lebtag no nia gsehn!"

Von da an kam die Familie nie mehr, und die Bäuerinnen hatten fortan immer genug Eier. *)

*) Schwarze Zauberhennen brüten aus ihren Eiern kleine Teufelchen aus, diese heißen in Ober- oder Niederösterreich „Spazifankerl" oder „Spirifankerl".

Quelle: Josef Brettenthaler, Das Grosse Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 223.