DIE ENDSCHLACHT AUF DEM WALSERFELD

Es wird eine Zeit anbrechen, in welcher es zwischen den Menschen ob des Glaubens zu großem Hader und Zwist kommen wird. Auf dem Walserfelde nächst dem Untersberge wird eine Schlacht geschlagen werden, in der es schrecklich hergehen und kein Erbarmen sein wird auf beiden Seiten der Streitenden. Brüderliche Liebe wird keiner mehr kennen, weshalb das Schwert entscheiden und Unglauben und Irrtum ausrotten wird.


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Unter den Völkern wird einst große Uneinigkeit entstehen. Die Herren werden sich gegenseitig bekämpfen und ein Blutbad unter ihren Völkern anrichten, wie es nie gesehen ward und mehr gesehen wird. Der Bauer wird aus seiner Pflugschar Waffen schmieden und gegen seine Brüder zu Felde ziehen, der Fuhrmann wird von seinem Wagen weg mit seiner Peitsche in den Kampf gehen, der Pflugheber mit seiner Reitel, die Weiber mit Hacken und Gabeln, die Handwerker mit ihrem Werkzeug, der friedliche Künstler mit dem Schwerte, der Holzknecht mit seiner Hacke in die Schlacht rennen und morden ohn' Erbarmen.


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Wenn Unglaube und selbstsüchtige Gewalt den Höhepunkt erreicht, dann werden die Völker sich wie im Wirbelwinde aneinander drängen, um auf der weiten Ebene von Wals eine Völkerschlacht zu schlagen. Kaiser Friedrich wird mit seinen Getreuen aus dem Untersberge hervorbrechen und der guten Sache zum Siege verhelfen.


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Sobald die Zeiten erfüllt sind, kommt Lucifer von seinen Ketten los und reißt die ganze Welt mit sich in Wut fort.


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Ein furchtbarer Krieg wird so schnell und unvermutet losbrechen, daß der Bauer vom Acker weg mit der Pflugschar, und die Bäuerin vom Herde weg mit dem Küchelspitz ins Gefecht stürzen werden. Dieses dauert jedoch nicht lange; der Bauer wird zurückkehren und seine Zugtiere vorwärts treiben und die Bäuerin die noch unfertigen Kücheln aus dem brodelnden Schmalze zum Mittagsmahle fertig backen.


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Dieser Krieg wird so plötzlich kommen und vorübergehen, daß, wenn jemand zwei Brotlaibe auf die Flucht mitpackt und es fällt ihm einer davon zur Erde, er sich ja nicht mehr Zeit nehmen soll, denselben aufzuheben, sondern mit einem einzigen davonlaufen soll; es wird ihm dieser Eßvorrat auch hinlänglich genügen.


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Es werden so viele Mannsleute bei dieser Schlacht daraufgehen, daß die Weibsleute um einen Stuhl raufen, worauf jemals ein Mann gesessen.


Quelle 1 - 3: Freisauff, R. von, Salzburger Volkssagen, 2 Bde., Wien/Pest/Leipzig 1880, Bd I, S. 158 f.
Quelle 4 - 7: Huber, Nikolaus, Sagen vom Untersberg, Salzburg 1901, Nr. 80, Nr. 75, Nr. 76, Nr. 77