DAS SCHNEIDERSCHLÖßCHEN, ODER KRÅMPELSTEIN

In der Pfarre Esternberg und zwar 1 Stunde von diesem Pfarrorte erhebt sich auf der mauerglatten Donauleiten hart am Donaustrome das Schlößchen Kråmpelstein.

Die bewohnten Trümmer desselben schweben wie ein lockerer Hut auf dem Haupte. Der Vorüberfahrende an der Donau zittert, wenn er denkt, daß ein bloßes Lüftchen das gefährliche Mauerwerk auf das Schiff hinabschleudern könnte. Es heißt bei den Schiffern spottweise das Schneiderschlößchen, indem der Sage nach sein einstiger Besitzer, ein armer Schneider, bei Wegschaffung der ihm daselbst umgestandenen Geiße in den Strom stürzte und verunglückte.

Eine andere Sage berichtet, daß in diesem Schlößchen ein passauischer Weihbischof längere Zeit im Exil zugebracht habe. Dieser war höchstwahrscheinlich der passauische Domdechant, Rupert von Moßheim, welcher 1545 wegen seiner sonderbaren Lehre im Gefängnisse (der Sage nach zu Vichtenstein) starb.


Quelle: Erzählungen und Volkssagen aus den Tagen der Vorzeit von dem Erzherzogthume ob der Enns, Ein Unterhaltungsbuch für Jedermann, Linz 1834, Faksimile Druck, Linz 1991, Seite 121