DER WALD AM STEINER

In der Nähe des Steiner (nächst See), Gemeinde Offenhausen in Oberösterreich, befindet sich ein Wald, das heißt ein Grundstück, in dessen Mitte das Haus gelegen, das von fast allen Seiten von Wald umgeben ist, der ziemlich steil nach zwei gegeneinander rechtwinkelig gestellten Seiten abfällt. Über diese „Leiten" führen mehrere Straßen zum Steiner; eine derselben, die etwa an der Stelle, wo die „Leiten" den Winkel bilden, durch den Wald weiter gegen Osten führt, soll früher, als noch Zäune zur Abwehr des die Brache abweidenden Viehs allgemein angebracht waren, durch ein Gatter abschließbar gewesen sein.

Da soll nun öfter ein kleines Männchen bei jenem Gatter gestanden sein, oder auch darauf gesessen sein, und im allgemeinen allen denen, die durchgehen wollten, in aufmerksamer Weise das Gatter geöffnet haben. Meist habe es jedoch Obst, insbesondere Kirschen zum Kaufe angeboten und dem Käufer auch bei der Rückkunft bereitwilligst die Türe geöffnet. Wenn aber jemand nichts kaufen wollte oder überhaupt dem Männchen unziemlich begegnete, da konnte es bös werden: es schlug das Gatter, während der Betreffende durchschreiten wollte, zu und trieb mit demselben allerlei Schabernack, bewarf ihn mit Tannenzapfen, ließ ihn über plötzlich entstandene Wurzeln stolpern usw.

Besonders nachts wurde dieser Ort gemieden, da man unheimliche Stimmen hörte und Lichter sah, zumeist in stürmischen Nächten.


Quelle: Der Wald am Steiner. J. v. Grillmayer, Offenhausen: Zeitschrift für österreichische Volkskunde 9, 1903, 239.
Aus: Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 33, Seite 25