DIE HAUSNATTER

Im „Landhäusl", einem kleinen Bauerngut, das unterhalb der Gastwirtschaft „Zum Großen Herrgott" am Ufer des Fabriksarmes lag, wurde eine Hausnatter sorgsam gehalten. Niemand hätte es gewagt, ihr etwas zuleide zu tun. Schlangen, die sich in Häusern und Ställen aufhalten, wurden als Unterpfand von Glück und Wohlergehen angesehen. Sie stellten nach altem Volksglauben ja gute Ahnengeister dar, welche in dieser Gestalt Haus und Hof beschützten. Wenn die Kinder des Morgens ihre Milch löffelten, kam im Landhäusl die Hausnatter unter der Schwelle, wo sie wohnte, hervor und trank gierig die ihr in einer Schüssel bereitgestellte Milch.


Quelle: Karnig K., Unbekannte Sagen aus dem alten Linz. Linzer Tages-Post. 1941, 209, 5. 9.

aus: Hans Commenda, Sagen in und um Linz, in: Oberösterreichische Heimatblätter, Jahrgang 21, 1967, Heft 3/4, S. 27 - 74.