Wånnst vo´ lauta Årmat Kin(d)a hergeb´n muaßt…

Ahnenforschung ist so eine Sache für sich. Die einen sind mehr als dankbar, wenn sie nur irgendetwas über ihre Vorfahren in Erfahrung bringen können, anderen hingegen ist das alles vollkommen egal und denken sich, was gehen mich die Geister von Gestern an. Zur ersten Gruppe zählten ein paar Enzenkirchner, die mehr als nur etwas daran interessiert waren mehr über ihre Herkunft in Erfahrung zu bringen. Anfangs sortierten sie alte Familienfotos und fragten noch lebende Anverwandte, wer wohl dieser oder jene Mensche auf den Fotos waren. Später begannen sie damit einen Stammbaum zu erstellen und die alten noch im Familienbesitz befindlichen Urkunden über Taufen, Hochzeiten, usw. zu ordnen. Als nächstes begannen sie damit in den unterschiedlichsten Pfarrmatrikeln zu suchen. Und dann geschah es, dass sie plötzlich anstanden. Sie gelangten an vier Geschwister die scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht und von Pflegeeltern aufgezogen wurden. Nirgends wurden auch nur mit einem Wort ihre Eltern erwähnt. Man nahm daher an, dass es sich wohl um Waisen handelte und etwas traurig nahm man zur Kenntnis, dass man wohl am Ende der Reise zu den Wurzeln angelangt ist. Jahre vergingen und keine neuer Hinweis. Dann geschah es, dass ich im Gemeindearchiv auf ein altes Protokoll stieß, in welchem notiert war, dass eine ziemlich arme Frau im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ihre Kinder zur Gemeinde Enzenkirchen brachte, um sie vor dem Hungertod zu retten, denn sie hätte sie nicht mehr ernähren können. Es handelte sich dabei um die oben erwähnten Geschwister. Als deren Nachkommen davon erfuhren, waren sie mehr als nur überglücklich und seither sind sie wieder mit Leib und Seele beim Ahnenforschen. Das Fazit ist also, dass es doch irgendwie immer etwas Hoffnung gibt, wenn man etwas Glück und das richtige Händchen dafür hat.

Kommentar:

Wånnst vo´ lauta Åmat Kina hergeb´n muasst: In einem alten Protokoll der Gemeinde Enzenkirchen fand ich diese Geschichte. Aufgezeichnet um 1870.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.