UNTERIRDISCHE GÄNGE (ANDORF)

Es gibt gar viele Orte in Oberösterreich, wo die Sage besteht, daß unterirdische Gänge bestehen. Die meisten Angaben dürften nicht in das Gebiet der Sage zu verweisen sein, indem sie häufig den vereinzelten Besatzungen von römischen Soldaten bei Überfällen den Rückzug zu ermöglichen bestimmt waren.

Ein solcher unterirdischer Gang lief auch vom Castelle bei Andorf (Purgstall, Burgstall) in südliche Richtung herab ins Thal unter dem Platze des Ortes hindurch. Dort theilte er sich in zwei Gänge, derer einer südwestlich gegen die Pram zu verlief, der andere in südöstlicher Richtung gegen den hinterhalbb des Humer'schen Kellers aufsteigenden Hügel sich fortsetzte und unweit des sogenannten Berghäusels sein Ende und seinen Ausgang hatte.

Diese Gänge waren mit großer Mühe hergestellt. Ihre Höhe wechselt zwischen 2 1/5 und 5 Fuß, die Breite zwischen 2 1/2 und 2 Fuß, so daß nur schmächtige Gestalten (nicht aber die deutschen Athlethen) gebückt dieselben passieren konnten. Stellenweise waren Nischen angebracht, um einer entgegenkommenden Person ausweichen zu können. Auch kleine Wandnischen waren eingehauen, damit die Lampen eingestellt werden konnten.

Gegenwärtig sind viele Stellen eingestürzt.


Quelle: Oberösterreichische Volkssagen. Gesammelt von Kajetan Alois Gloning. Ried 1884. S. 10