DER BEDROHTE PRÄLAT

Zur Zeit der Gründung des Klosters Engelszell soll im Winter eine so große Kälte geherrscht haben, daß die Donau zugefroren war und man die Bausteine vom linken Ufer herüberbringen konnte.

Stift Engelszell, Innviertel, Oberösterreich, Briefmarke
Briefmarke "Stift Engelszell, Oberösterreich"
Republik Österreich, S 11, 1990
Sammlung
Wolfgang Morscher

Einem der Prälaten, so erzählt die Sage, dauerte das Bauen schon zu lange. Er nahm den bösen Feind zu Hilfe und vollendete das Gebäude in kurzer Zeit auf das prachtvollste.

Dieser Prälat machte eines Tages eine Fahrt nach dem Domstifte Passau. Der Weg führte durch die ehemalige Grafschaft Viechtenstein, welche gleich außerhalb Engelhartszell bei den sogenannten drei Häuseln begann und durch einen großen Stein bezeichnet wurde, der auf der einen Seite das österreichische, auf der anderen das bayerische Wappen trägt. Der Wagen kam soeben in die Nähe des anderen Grenzsteines beim Rotterbachl oberhalb Kasten, als plötzlich der Teufel auf den Wagentritt sprang und den geängstigten Insassen mit sich fortführen wollte.

Nur dem inbrünstigen Gebete eines Klosterbruders, der des Weges wanderte und die Gefahr seines Vorgesetzten erkannte, gelang es, das Vorhaben des bösen Feindes zu vereiteln.


Quelle: Oberösterreichische Volkssagen. Gesammelt von Kajetan Alois Gloning. Ried 1884. S. 44