DAS HASELMÄNNCHEN

Im Schatten des Haselstrauches wohnt ein kleines, buckliges Männlein, ein niedlicher Zwerg mit kleinen Händen und großem Maule. Der sitzt im Herbste unter den Blattschirmen auf den Zweigen und macht die kleinen Nüsse zurecht, die einen, daß sie hart seien und unzerbeißbar, die anderen, daß sie leicht zerknacken.

Wenn nun die Kinder hinauskommen, dann theilt das Haselmännchen die Nüsse aus nach seinem Belieben. jeder findet nur die, die ihm das Männchen zutheilen will. Oft ist es gütig gelaunt, dann gibt es gute Ernte, oft aber ist es voll tückischer Schrullen, und es gibt draußen nur harte oder gar taube Nüsse. Manchmal ist es auch übermütig, dann neckt es die Buben und spottet der Mädchen und theilt zum Abschied oft gar Hiebe aus über Hände und Rücken.


Quelle: Oberösterreichische Volkssagen. Gesammelt von Kajetan Alois Gloning. Ried 1884. S. 110