DAS FRANKENBURGER WÜRFELSPIEL

Das tragische Ergebnis des Frankenburger Würfelspiels hat außer seinem historischen Ernst auch eine Art poetischen Nimbus an sich. Es konnte daher nicht fehlen, daß sich an die Geschichte desselben eine Anzahl Volkssagen von mehr oder minder bemerkenswertem Inhalt knüpft.

Linde am Frankenburger Haushamerfeld, © Wolfgang Morscher

Orginal Holzstück der Linde am Frankenburger Haushamerfeld
ausgestellt im Heimathaus Vöcklabruck
© Wolfgang Morscher, 26. Juli 2001


Die interessanteste hierunter ist wohl jene vom Neuhofner Schneider Hans Derflinger und seinem Bruder Max, welche bei der Konspiration im Bauernlöchl zu Ebelsberg und der Belagerung des Frankenburger Schlosses beteiligt waren und bei der Herberstorfschen Exekution auf dem Haushammerfelde durch die Fürbitte des freiherrlich-herbersteinischen Hauspflegers der Herrschaft Peuerbach, Georg Jurguvitsch, begnadigt wurden.

Die Vertreter der Bauern, die auf dem Haushammerfelde festgehalten wurden, mußten je zwei um ihr Leben würfeln. Zuerst kamen die Brüder Derflinger aus Neuhofen daran. Keiner aber wollte den höheren Wurf getan und dadurch sein Leben gerettet haben. Hans, der jüngere, der acht Augen und damit zwei mehr als sein Bruder geworfen hatte, sagte: "Mein Bruder hat nicht sechs, er hat mehr Augen, zwei haben mich seit dem Tode der Mutter bewacht, zwei haben für mich gesorgt, seit der Vater tot ist, und zwei haben froh geblickt, als er meinte, den geringeren Wurf getan und dadurch den Bruder befreit zu haben."

Wegen dieser brüderlichen Liebe wurden die beiden begnadigt.


Quelle: Kajetan Alois Gloning, Oberösterreichische Volkssagen. - Peuerbach 1884; Adalbert Depiny, Oberösterreichisches Sagenbuch. - Linz 1932