Sprinzenstein

Ganz vornehm liegt auf einer ziemlichen Anhöhe in der Pfarre Sarleinsbach, in der Richtung gegen Rohrbach, das Schloß Sprinzenstein. Wir wissen nichts bestimmtes über seine Entstehung. Die Volkssage erzählt folgendes:

Ein Bauer traf auf einem Steine einen Sprinz (= eine Art Habicht), der sich sonderbarer Weise nicht verscheuchen ließ, sondern immer wieder seinen Platz behauptete. Das machte den Bauer nachdenklich und er grub an dieser Stelle in die Erde, wobei er auf eine große Geldsumme stieß, mit der er sich gleich da ein Schloß erbaute, das er nur Sprinzenstein nannte. Urkundlich scheint dasselbe zum erstenmal im Jahre 1253 auf, nämlich Sibito von Sprinzensteyn, der offenbar Passauischer Ministeriale war. Das erste uns da bekannte Geschlecht war um 1278 ausgestorben und das Schloß an Passau zurückgefallen, doch besetzten jetzt Pilgrim von Falkenstein auf Ranariedl und Chunrat von Tannberg die Burg Sprinzenstein; doch über Einschreiten des Grafen Albrecht von Habsburg und des Herzogs Heinrich XIII. von Bayern kam 1281 eine Übereinkunft zustande, der zufolge das Schloß wieder geräumt werden mußte; dasselbe sollte „des Bischofs bot oder des Graven Albrechts“ in Besitz nehmen, der Besatzung aber freien Abzug erhalten.

Um Mitte des 14. Jahrhundert treffen wir auf Sprinzenstein Jans von Marspach, der während seiner Minderjährigkeit unter der Vormundschaft Chunrads von Tannberg stand. Jans erbaute 1369 eine Kapelle in Sprinzenstein und stiftete dazu einen Priester; damals gehörte wahrscheinlich das Schloß zur Pfarre Rohrbach, weil berichtet wird, daß Jans anläßlich seiner Stiftung den Pfarrer von Rohrbach mit zwei Gütern zu Winkel entschädigte. Nach Jansens Tod trat Wernhart der Grans in den Besitz Sprinzensteins, das er aber 1382 um 500 Pfund Pfennige an seine Muhme „Gutta die Marspäckin“ übergab. Diese scheint mit Rudolf von Scherfenberg vermählt gewesen zu sein, wenigstens finden wir nachher Sprinzenstein in den Händen der Scherfenberger. Von 1379 - 1404 war Pfleger für Sprinzenstein ein Otto „gesessen zu Plumav“ (= Blumau nahe bei Altenfelden).

Wolfgang von Scherfenberg übergab 1421 das Schloß Sprinzenstein an seine Vettern Georg, Hans, Ulrich, Ruger und Gundacker von Starhemberg, doch ging von diesen das Schloß wenige Jahre später an die österreichischen Herzoge über, die es bis ins 16. Jahrhundert besaßen. Als Pfleger daselbst wird 1513 und 1522 „Matthäus Oeder zu Götzendorf auf Lichtenau“ genannt; Sprinzenstein wurde dann 1530 an Freiherr Paul Rizius verliehen, dessen Nachkommen in den Grafenstand „von Sprinzenstein“ erhoben wurden und das Schloß noch gegenwärtig inne haben.

Quelle: Von Johann Sigl, Pfarrei i. R. in Kleinzell., in: Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühlviertels, Zehntes Bändchen, Rohrbach 1925, S. 53.