DAS WELTENDE

In Oberösterreich wird erzählt: Gegen das Ende der Welt bricht ein Krieg aus, der letzte, aber auch der schrecklichste, so kurz er auch sein wird.

Plötzlich ist er da und tobt durch das ganze Land, so daß der Bauer auf dem Felde nicht mehr Zeit hat heimzugehen; er greift nur nach dem Pflugeisen und dem Reitl und wehrt sich.

So kurz wird der Krieg sein, daß einer, der einen Laib Brot und ein Randstück vom Brotlaib in den Kampf mitnimmt, sich gar nicht erst bücken soll, wenn ihm der Laib hinabfällt; er hat mit dem Brotstück genug.

Es kommen aber nur wenige mit dem Leben davon. Ist der Krieg zu Ende, so bricht ein großer Brand aus, der die ganze Welt, sogar die Steine, zu Asche brennt.


Quelle: Götter- und Heldensagen, Genf 1996, Seite 590

Anmerkung: ein Reitl ist eine Art "Aufsatz" am Pflug, damit dieser in der "Spur" bleibt.
Hinweis von Gabriele Gingl, 26. Februar 2004