LANGBATH-SEEN

Seltsame Geschichten knüpfen sich an die höhlenreichen Felsen östlich von den Langbath-Seen. Wie viele andere Berge im Salzkammergut sollen sie Gold bergen. Ein armer Wurzengraber stieß dort einmal auf ein wunders volles Tor, das sich in einer Felsenwand auftat. Er trat ein und befand sich in einer Höhle, von deren Decke Goldzapfen herabhingen, die so hell leuchteten, daß der arme Teufel Hals über Kopf flöh, ohne auch nur ein Stückchen des kostbaren Metalls mitzunehmen, weil er alles für Blendwerk der Hölle hielt. Daheim sprach er zu niemandem von diesem Abenteuer, bis er eines Nachts träumte, er solle sich doch aufmachen und den unermeßlichen Schatz heben. In der Freude seines Herzens erzählte er nun alles seiner alten Mutter, aber niemals mehr konnte er den Zugang zu den Reichtümern finden.

Andere waren glücklicher. So sprach einmal ein italienischer Erzsucher bei einem armen Holzhauer vor und ließ sich von ihm für Geld und gute Worte auf die Grieß: alpe hinaufführen. Dort war eine tiefe Höhle zu sehen. Nachdem er den Führer vereidigt hatte, niemals den Platz zu verraten, ließ sich der Fremde in die Tiefe hinab und tauchte bald mit einem Sack voll Gold wieder auf, von dem er dem Holzhauer einen Teil gab. Jeden Tag bis zum Herbst wiederholte sich dieses Spiel. Dann kehrte der Italiener in seine Heimat zurück. Im folgenden Jahre kehrte er wieder und der Holzhauer hatte von neuem Anteil an der Beute. Aber seine Goldgier wuchs mit seiner Wohlhabenheit. Eines Tages zwang er den Italiener, ihn in die Tiefe hinab: zulassen. Der tat es, warf aber dem Holzhauer das Seil nach, so daß dieser bei den Schätzen gefangen war. Glück. licherweise hatte er einen Sack Lebensmittel bei sich und so konnte er sich nach endlosen Mühen endlich beim Hochstein wieder ans Tageslicht arbeiten. Er brachte Säcke voll Gold mit ins Tal, aber sein Verstand war verwirrt und seine Hände waren vom Graben abgearbeitet bis zur Handwurzel. Den Nachbarn erzählte er, daß im Hintergrund der Höhle ein goldenes Gitter und ein Tisch mit Hammer und Schlägel zu sehen war. Wer diese Sperre öffne, käme in eine Grotte, gefüllt mit blinkenden Goldbarren. Aber niemand wagte den Versuch. Der Anblick des Irren schreckte auch den Kühnsten ab.

Nach Auguste Marguillier, "A travers le Salzkammergut", 1896 in:
Hans Commenda, Zur Volkskunde des Salzkammergutes vor fünfzig Jahren, in: Volkskundliches aus Österreich und Südtirol, Hermann Wopfner zum 70. Geburtstag dargebracht, Hg von Anton Dörrer und Leopold Schmidt, Wien 1947.