ANZENAU

Die Menschenknochen im Höllenloch von Anzenau sind eine Warnung, nicht weiter in die Höhle einzudringen, denn hinter dem kleinen See befindet sich ein Schatz, den ein böser Geist bewacht. In Gestalt eines schönen Jägers kann man ihn in der Umgebung herumstreifen sehen. Anna, die Tochter eines Forsthüters, erregte die Begehrlichkeit des verfluchten Geistes. Vergeblich versuchte er, sie durch Schmuck zu betören. Als Anna aber eines Tages ihren einstigen Verlobten in die Höhle treten sah, warnte sie ihn. Eifersüchtig schleuderte der Geist einen Felsblock auf den Nebenbuhler, aber ein guter Engel wendete die Gefahr ab. Um so grauenhafter aber fiel die Rache an der armen Anna aus. Sie verlor an Schönheit und wurde in einen tiefen, feuchten Abgrund geworfen. Dort kann man sie in stillen Nächten noch seufzen und klagen hören.


Nach Auguste Marguillier, "A travers le Salzkammergut", 1896 in:
Hans Commenda, Zur Volkskunde des Salzkammergutes vor fünfzig Jahren, in: Volkskundliches aus Österreich und Südtirol, Hermann Wopfner zum 70. Geburtstag dargebracht, Hg von Anton Dörrer und Leopold Schmidt, Wien 1947.