4. Von Berggeistern, Waldwesen und allerlei Wichten.
4. Wichtel und Menschen.

33. In dem Hohlwege, der von Hippelsberg nach Atzbach führt, hausten einst Wichtel. Die alte Huberin hat dort einmal ein blaues und drei grüne Lichter schimmern gesehen. Das blaue blieb ruhig, die grünen tanzten immerfort umher. Ihr kam es nicht geheuer vor und sie wollte schon umkehren, da kam ihr ein Mann nach. Beide gingen nun der Stelle zu und sahen ein wunderschönes winziges Mädchen mit einem leuchtenden blauen Schleier und einer sonderbaren Krone im Grase liegen, wahrend drei grüne Zwerge mit langen Barten um sie tanzten. Als der Mann einen Huster machte, verschwand die ganze Erscheinung.

Einmal kugelte der Bürstenbinder Veit, ein bekannter Trinker, in den Hohlweg und schlief sich seinen Rausch aus. Auf einmal erwachte er und bekam keinen Atem. Fünf spannhohe Mandl saßen ihm auf der Brust und hielten ihm die Kehle zu. Er schüttelte sie ab und faßte dabei eines beim Kragen, die anderen entflohen. Es schrie und zappelte, der Veit ließ es aber nicht los, bis es ihm einen Schatz versprach. Der Knirps sagte ein Zaubersprüchel, das Veit nicht verstand. Die Leiten öffnete sich und in einer Höhle fand er soviele Schätze, als er sich nie hatte träumen lassen. Er füllte sich alle Säcke voll und kroch wieder heraus. Als er aber am anderen Morgen die Säcke umdrehte, waren es gelbe und rote Laubblätter, von Gold keine Spur -. Seither sind die Wichtel verschwunden, manchmal soll man aber im Hohlweg einen Lichtschein sehen. Heute noch meiden die Leute die Fahrstraße durch den Hohlweg und haben sich oberhalb einen Fußweg neben den Feldern ausgetreten.

*34. Bei Traunkirchen fingen sie ein Bergmandl und erfragten von ihm allerlei Kunde. Auf alle Fragen antwortete es, nur auf drei nicht, zwei davon lauteten, wozu das felberne Laub gut sei und wozu das Kreuz in der Nuß. Auf die dritte Frage weiß sich niemand mehr zu entsinnen.

35. In Roßleiten wurde ein Bergmandl gefangen und bat inständig um seine Freiheit. Als Preis stellte er zur Wahl, ob sich die Leute Eisen auf ewig oder Gold und Silber auf kurze Zeit wünschten. Die Leute zogen das Eisen vor. Seither wuchs es so stark, daß die Knappen, wenn sie am Feierabend die Schaufeln am Stollen anlehnten, sie nach dem Feiertag umgefallen antrafen, so sehr drückte das wachsende Erz auf die Stollenwände. Ahnliches wird von Waidhofen an der Ypps erzählt.

*36. Ein Mann aus Christkindl kam auf dem Heimwege von Steyr in eine Schlucht, die er noch nie betreten hatte. Mühsam drang er vor und fand am Ende des Felsganges ein schlafendes Bergmandl. Er fing es und verlangte als Lösegeld soviel Geld, daß er für seine kranke Tochter Arznei kaufen und den Arzt bezahlen könne. Das Bergmandl führte ihn zu einem Gange mit Goldbrocken. Der Mann füllte sich die Säcke und gab das Bergmandl frei. Von einer Felswand rief es ihm noch zu: "Hättest du mich gefragt, wozu das Kreuz in der Nuß ist, es wäre dir besser gewesen!"

37. Zum Steinwender, einem Bauern in der Grünau, kam oft ein Bergmandl, tat allerlei Dienste und blieb oft lange im Hause. Der Steinwender stellte ihm gewöhnlich als Essen ein Pfannkoch hin, damit war es zufrieden. Einmal wollte er ihm gern auch einen Lohn geben und steckte eine Silbermünze ins Koch. Da entfernte sich das Mandl klagend und ließ sich nie mehr im Hause sehen. Andere erzählen wieder: Eines Tages kam ein anderes Bergmandl und rief: "Auf und zieh fort, der Habertadl ist tot!" Da begann das Mandl bitterlich zu weinen und verließ das ihm liebgewordene Haus.

38. Vor mehr als 200 Jahren hielt sich ein Bergmandl längere Zeit auf einer Felswand im Steyrtal auf. Die Herren von Bohr *) fingen es und nahmen es mit nach Hause. Sie hielten es gut und es folgte ihnen, wohin sie gingen, auf den Fuß. Es war aber kein Wort aus ihm herauszubringen. Da gaben sie einmal eine große Tafel; ohne sich zu bekreuzen, setzte man sich nieder. Da lachte das Mandl hell auf und sprach nun zum erstenmal: "Der Teufel ist in die Schüssel gesprungen und hat sich in der heißen Suppe tüchtig verbrannt."

Unerwartet entwich das Mandl auf dieselbe Felswand, auf der es gefangen worden war. Und wenn es einen von seinen menschlichen Bekannten sah, rief es: "Ihr habt nicht um das Beste gefragt: Was das Vornehmste an der Nuß ist?" und "Wozu ist das Mittere an der Nuß gut?"

*39. Irgendwo in Oberösterreich machte einmal ein Zwerg den Kellner und schenkte Armen und Reichen umsonst ein. Wenn aber die Reichen nur aus Habsucht kamen, starben sie bald darauf oder ihr Vermögen verschwand.

40. In den Hutererböden im Stoder trieb eine Schwaigerin die Schafe täglich am Morgen zu einem Baumstock in der Nähe der Alm. Dort saß ein Bergmandl, übernahm die Herde, hütete sie den Tag über und brachte sie erst abends zurück zum Baumstock. Die Sennerin wartete schon mit einer Schüssel voll Milch, die das Mandl begierig auslöffelte. Im Herbst wollte der Bauer das Mandl belohnen und ließ vom Schneider ein feines graues Gewand mit rotem Aufschlag machen, weil das Mandl gar so zerrissen und abgeschabt daherkam. Die Schwaigerin legte das Gewand zu jenem Baumstock und lauschte, was das Mandl tun werde. Es stutzte, als es das Geschenk sah, dann begann es zu tanzen und hüpfen und sang:

"Ich bin ein Edelmann,
Ich nicht mehr die Schafe hüten kann!"

Damit verschwand es und ließ sich nicht mehr sehen.

Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 34 - 36.
*) Email-Zusendung von Hilber Martina, 20. Juli 2005: vermutlich Druckfehler, es sind die "Herren von Rohr".