14. Weltenwerden und Weltenvergehen, die Natur.
2. Vorzeichen und Weltuntergang.

27. In der Nähe der Gradn-Alm befindet sich an den Wänden des Pfannsteins eine kraterartige Vertiefung, das Wetterloch. Fällt ein Stein hinein oder wird er hinein geworfen, so kommt Regen und dauert so lange, bis der Stein irgendwie wieder herauskommt.

*28. Ein solches Loch ist auch in der Nähe von Pernstein, wirft man einen Stein hinunter, bricht ein Unwetter los. Buben hatten davon gehört und machten aus Mutwillen den Versuch. Sie hatten aber ihre Wohnung, die nicht weit entfernt war, noch nicht erreicht, war das Wetter schon da.

Wirft man in das Zagelauerloch in der Gosau einen Stein, kommt schlechtes Wetter.

29. Im Mesnerhaus in St. Laurenz bei Altheim war ein Brunnen, der allein noch Wasser gab, als zur Zeit einer ungeheuren Trockenheit alle Brunnen ausgetrocknet waren, so daß die Leute von weitem um Wasser kamen. Auf einmal war auch er ausgetrocknet, da gingen aber die anderen Brunnen wie früher. Nach längerer Zeit füllte sich der Hungerbrunnen, wie ihn die Leute nannten, abermals mit Wasser und wieder kam eine große Trockenheit, daß alle Brunnen versiegten; und erst als der Hungerbrunnen kein Wasser mehr gab, hörte die Dürre auf. Als aber die Leute den Brunnen verschütteten, kam keine Not an Wasser mehr.

*30. Der Dietlbrunnen in Kematen im Traunviertel ist vorbedeutsam. Gibt er mehr Wasser als gewöhnlich, deutet es eine nahe Teuerung an. Auch in Fischlham brach aus einem Brunnen, der fünf Jahre kein Wasser mehr gegeben hatte, ein armdicker Strahl hervor. Es war dies ein Vorzeichen für Krieg, Krankheit und Teuerung.

*31. In der Gegend von Vorchdorf rieselt aus einer Leiten eine Quelle, welche bisweilen länger oder kürzer ausbleibt. Dies bedeutet Krieg oder andere Landplage. Ein solcher Hungerbrunnen befindet sich auch an der Straße von Ried nach Pattigham und einer in der Pfarre Waldzell.

*32. Bei Pockelhub, links von der Straße Braunau-Überackern befindet sich eine Sumpfstelle, eine sogenannte Sink, mit einer kleinen Mulde nebenan. Es soll eine Hungerquelle sein, die nur dann Wasser gibt, wenn eine Hungersnot bevorsteht.

*33. Vom Humpelbach, einem Quellbach in der Gemeinde Kirchberg i. I., berichtete schon 1581 ein Urbar, daß er dann mächtig hervorbricht, wenn eine Teuerung bevorsteht.

*34. Bei Hehermoos liegen zwei kleine Seen im Weilhart, zwischen ihnen geht ein Weg. Wenn das Wasser der beiden Seen sich verbindet, kommt Teuerung und Hungersnot.

*35. Sieht man von Ranshofen aus den Neukirchener Turm, so kommen schlechte Zeiten.

36. An der Nordostwand der Kirche von Laakirchen steht auf einem Strebepfeiler ein kleiner Tannenbaum, der schon zur Zeit der Erbauung der Kirche gepflanzt worden sein soll. Mit dem Bäumchen soll auch die Kirche zugrunde gehen.

*37. Das ganze Kloster Kremsmünster steht auf Wasser, ist daher auf "Bürsten" gebaut. Es sind Erlen- oder Eichenpfähle, die nach 100 Jahren wie Stein werden. Der Berg zwischen Kremsmünster, Heiligenkreuz und Sipbachzell ist hohl und voll Wasser. Einst bricht es hervor und überschwemmt alles. Vor etwa 100 Jahren war es schon hart daran, so gewaltig war das Sausen und Brausen, man hielt schon Bittprozessionen.

*38. Ein See ist auch im Georgiberg bei Micheldorf. Wenn man sich hinter den Altar legt und hinab horcht, hört man das Wasser rauschen.

39. Ein mächtiger See ist im Sternstein eingeschlossen. Bricht er einmal durch, so überschwemmt und vernichtet er die weite Umgebung. Zu St. Stephan in Wien soll für die stets bedrohten Bewohner der Gegend eine Messe gestiftet sein.

40. Der Hochkuchlberg ist allseitig bewaldet, bei stürmischem Wetter "saust" der Berg, was man besonders von Kobernaußen aus gut hört. Es rührt von einem See her, der im Berg eingeschlossen ist. Einst werden die aufgeregten Wogen die Bergwand durchbrechen, die weite Gegend überschwemmen und alles Leben vernichten.

*41. Im Grünauer Berg hört man es besonders im Hornung und März schrecklich sausen und brausen. In den Tiefen des Berges soll sich ein See befinden. Einmal wurde schon ein Zeitpunkt genannt, an dem er ausbrechen und ganz Grünau überschwemmen wird.

*42. Im Hochbuchberg bei Pabneukirchen ist ein mächtiger, unterirdischer See. Einst werden die Wasser hervorbrechen und die Gegend verheeren. Das ganze Machland wird überschwemmt.

43. Auch im Lehnerkogl, eine halbe Stunde nördlich von Dimbach, ist ein See. Wenn er hervorbricht, wird er die Gegend überschwemmen.

44. Der Viehberg bei Sandl ist voll Wasser. Am Ende der Welt wird er sich öffnen, alles Wasser wird herabfließen und Freistadt zerstören.

*45. Der Traunstein wird einst in den See zu seinen Füßen stürzen, dann gerät das ganze Traunviertel, soweit es reicht, unter Wasser.

*46. Dem Grafen Herberstorff wurde geweissagt, die Kirche von Altmünster werde einst durch Wasser zugrunde gehen, deshalb ließ er unter dem Hochaltar einen großen Klumpen Gold einmauern, damit man gleich die Mittel zum Wiederaufbau habe.

*47. Bei Oberhofen liegt in der Ortschaft Rabenschwand ein kleiner Brunnen, an dem die Bahn vorüberführt. Lange vor dem Bau der Bahn sagten alte Leute: "Einst wird eine eiserne Straße an diesem Brunnen vorüberführen. Wenn an dieser Stelle gearbeitet wird, kommt der Schweizerstier und verjagt die Werkleute. Er wird "büllen" bis Wien, doch wird er zurückgetrieben."

*48. Ein Neusonntagskind wurde 1809 zu den Soldaten eingezogen. Vor dem Einrücken machte er noch bei allen Freunden Besuch. So ging er auch nach der Arbeit abends zu einer Muhme, die eine Stunde weit weg wohnte. Mit einmal war es ihm, als hörte er Militärmusik. Er eilte zur Landstraße, woher die Töne klangen, sah jedoch in der spiegelklaren Nacht niemanden, die Musik aber klang fort. Es war, wie wenn ganze Regimenter durch die Luft zögen. Im selben Jahr noch wurden die Schlachten bei Aspern und Wagram geschlagen.

49. Rund um die Burg Ruttenstein wurden einst Tote begraben. Einmal geschah es, daß aus den Gräbern Tote aufstanden und den Krieg verkündeten. Bald darauf brach auch der Krieg mit den Franzosen aus.

*50. In alten Zeiten hieß es, wenn der Gulden nimmer 60 kr. haben wird, ist es nimmer gut.

*51. Der Türke dringt einst in Deutschland so weit vor, daß bei Köln am Rhein eine große Schlacht geschlagen wird. Da werden sogar die alten Weiber mit Ofengabeln dreinstechen. Der Türke wird aufgerieben und es kommt eine bessere Zeit.

52. Der Bauernhügel zu Pinsdorf, unter dem die in der Schlacht bei Pinsdorf gefallenen Bauern begraben liegen, wird immer kleiner und kleiner. Ist er einmal dem Erdboden gleich, dann kommt ein furchtbarer Krieg, wie es heißt, ein neuer Bauernkrieg.

53. In Waldzell lebte zu Urgroßvaters Zeiten der "bleanzad Simandl". Oft kündete er den Weltkrieg an. "Wenn einmal die roten Hüte - er meinte damit die Ziegeldächer - aufkommen und die Bauern am Pflug Zeitung lesen, dann kommen schlechte Zeiten. Der Türke ist nicht zu fürchten, aber die Russen durch die Revolution. In den Sauwinkel im Innviertel kommt nicht leicht ein Krieg; kommt aber einer, so soll jeder einen Laib Brot nehmen und in den Kobernauser Wald gehen, mit dem kommt er aus, bis der Krieg zu Ende ist.

*54. "Wenn die Herrschaft von Spital nach Windischgarsten kommen wird", hieß es in der alten Zeit der Pflegschaften, "so kommt ein Pfleger, der das Volk ungemein bedrückt. Er wird Christ heißen und beim Herrenstaub an einem Kreuz, es heißt das ,Kreuz zum toten Mann', aufgehängt werden."

*55. Eine uralte Prophezeiung sagt: "Das Haus Österreich und die Christenheit wird schwer bekriegt werden. Einer wird dann in Algier aufstehen und die Christen verfolgen. Fast alles wird ihm anhängen. In diesem Wirbel geht das Haus Österreich zugrunde. Die Christen in Österreich haben unter einem Baum Platz. Endlich erscheint ein junger Mann und nimmt sich der Christenheit an; auf der Walserheide bei Salzburg schlägt er dem aus Algier das Haupt ab. Mit den noch übrigen Christen erobert er alle Länder, die zum Haus Österreich gehören und noch viele andere und richtet das Haus von neuem wieder auf."

56. Ein alter Mann in Großenreit, der Weber z' Veit, sagte lange vor dem Weltkriege: "Es kommt einmal ein furchtbarer Weltkrieg, ich erlebe ihn freilich nicht mehr, aber unsere jüngeren Leute werden ihn noch hereinbrechen sehen. Da werden die Christen so verfolgt, daß sie unter einem grünen Baum leicht Platz finden."

57. Der Jagerl hat als alter Mann wiederholt behauptet: "Es kommt einmal von unten herauf - er meinte die Länder an der unteren Donau - ein furchtbarer Krieg. Er wird größer sein, als es je einen gegeben hat. Wir werden ihn verlieren und Österreich wird durch ihn zugrunde gehen. Der Krieg kommt dann, wenn einmal über den Wald die Eisenbahn gebaut wird." Als die Pläne für eine Bahn Ried-Schneegattern ausgearbeitet und aufgelegt wurden, wurden in Lohnsburg und in Waldzell die Vorhersage viel besprochen. Zum Bahnbau kam es nicht, aber zum Weltkrieg.

58. Ein Bauernsohn kam glücklich aus dem Franzosenkriege vor 100 Jahren heim. Er baute zum Dank beim Almergut an der Straße von Gramastetten und Oberneukirchen eine Kapelle und pflanzte daneben eine Linde. Allgemein hieß es, "wenn die Linde einmal vom Sturm gebrochen wird, kommt wieder ein so großer Krieg wie dazumal". Am 5. August 1914 ging ein furchtbarer Sturm über die Gegend und stürzte den Baum. Der gewaltige Weltkrieg hatte begonnen.

59. Bei der Kirche St. Michael ob Rauhenöd wurden einst die Toten aus stundenweitem Umkreis begraben. An einer Stelle im Friedhof sind drei Grabhügel, in denen heilige Leiber bestattet sind und immer mehr hervorwachsen. Sind sie ganz heraußen, dann stehen die Heiligen auf und es beginnt der jüngste Tag.

*60. Auf dem Weg von Hall nach Adlwang sieht man von einer Stelle aus eine Felsbildung in den Bergen, die mit einer menschlichen Figur Ähnlichkeit hat. Es ist der steinerne Jäger. Er wächst jährlich um ein Haberkorn und hat er einst gleiche Höhe mit der Spitze des Berges, ist der jüngste Tag da.

61. Auf einem mächtigen Felsen in Maria Schnee an der böhmischen Grenze steht ein Marienbild. Durch den Felsen zieht sich ein Spalt, durch den man sich mühsam zwängen kann. Ist dieser Spalt einst so weit, daß ein Fuhrmann mit Pferd und Wagen durchkann, so ist das Weltende da.

62. An der östlichen Burgfriedgrenze von Freistadt steht ein altes Kreuzstöckl. Die Bildnische ist schief zur Straße gerichtet. Der Stein dreht sich unmerklich; schaut aber einmal die Bildnische gerade zur Straße, so wird die Welt untergehen.

63. Uranfangs war das Stodertal ein großer See, dessen ehemalige Ufer man noch kennt. Die Steyr floß über den Sattel beim Lugisen ab. Einmal wird Stoder wieder ein See werden, dann geht die Welt unter.

*64. Wenn man beim Bau einer neuen Straße durch die Welser Heide bis zu einem gewissen Feldkreuz kommt, ist das Ende der Welt nahe. Vorher kommt noch der "Herren- und Bettelstaub". Zuletzt bricht ein großer Türkenkrieg aus. Die Türken weiden aber auf der Welserheide von den alten Weibern mit "Filzhüten" erschlagen. Die Männer sind dann so wenig, daß das uralte Lied wahr wird: "Es wird einmal werden, wie mein Ehnl hat gsagt, daß neun Weiber raufen um ein Mannersitz."

*65. Gegen das Ende der Welt wird prächtig gebaut werden, neue Straßen werden angelegt. Wenn einmal die geschwinden Fuhren sein werden, dann ist es nimmer gut. Kein Schuster wird mehr einen Schuh, kein Schneider wird mehr ein Gewand recht machen. Unzufriedenheit und Zank wird überall sein. So wohlfeil werden die Häuser, daß man sie nicht einmal geschenkt annimmt. Die Rechtschaffenen werden verachtet sein. Durch Mißwuchs werden Hunger, Krankheit und Krieg entstehen. Ein Winter wird den anderen "dalenga". Das Holz wird so wenig werden, haut man einen Baum um, so wird der Stock in der Erde erzittern, daß er auch heraus muß.

*66. Überackern war einst eine große Heidenstadt. An der Stelle der heutigen Kirche stand ein Tempel, in dem eine Hexe ihr Unwesen trieb. Der König der Gegend, dem Christus erschien, bekehrte sich zum Christentum und baute die Kirche. Sie wird noch stehen, wenn alle Kirchen schon vom Antichrist zerstört sein werden.

*67. Gegen das Ende der Welt bricht der letzte Krieg aus. So plötzlich tobt er durchs Land, daß der Bauer auf dem Feld nicht mehr Zeit hat heimzugehen, sondern zur Wehr nach Pflugeisen und Reitl greifen muß. Der Krieg wird furchtbar, aber kurz sein. Fällt einem, der einen Laib Brot und einen Scherz in den Kampf mitnimmt, der Laib hinab, so braucht er sich nicht zu bücken, denn bis zum Kriegsende hat er mit dem Scherz genug. Nur wenige aber kommen mit dem Leben davon. Nach dem Kriege bricht ein großer Brand aus, der die ganze Erde zu Asche brennt, sogar die Steine.

68. Irrtum bei den hohen Häuptern, Krankheiten und plötzlicher Tod gehen dem Antichrist voraus. Der Antichrist merkt seine Anhänger an der Stirne oder an den Händen. Reut es jemanden, an ihn geglaubt zu haben, löscht der Antichrist das Zeichen aus, der Mensch muß aber auf der Stelle sterben. Die Christen werden so wenig werden, daß sie unter einem grünen Baum Platz haben werden, oder daß sie ein Fuhrmann mit der Geißel wird erlangen können. Die, welche Christus treu bleiben, werden bis zum Kopfe in die Erde gegraben, um dem Antichrist und den Seinen als Kegel beim Kegelspiel zu dienen. Enoch und Elias werden Buße predigen und viele zum Herrn bekehren.

*69. Auf der Welser Heide wird einst eine große Schlacht geschlagen werden, in der der Antichrist unterliegt. Die Stadt aber wird völlig zerstört. Vorher wird sie so groß sein, daß man sie "Welt" nennt, nachher wird sie so klein fein, daß sie "Weh" heißen wird.

*70. Im Fischgraben, dem oberen Tal der kleinen Mühl, wird einst den großen Herren von den Bauern der Text gelesen. Auch das jüngste Gericht wird dort stattfinden.

*71. Jedes Brotbrösel, das jemand zu Boden fallen läßt und es nicht aufhebt, wird für ihn zu einem Scheit in der Hölle. Am jüngsten Tag müssen alle die Brotbrösel, die sie zur Erde fallen ließen, ohne darüber das Kreuzzeichen zu machen, zusammenklauben, sonst kommen sie nicht in den Himmel.

Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 312 - 317
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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