13. Teufelssagen.
1. Teufelswerk und Teufelsabwehr.
g) Teufelskämpfer und Teufelsspötter.

162. Zwei Burschen gingen zum Binder in Forst bei Scharnstein hinauf, der eine rief: "Wer mit uns raufen will, soll herunterkommen!" Da sprang der Teufel zwischen sie. Zitternd vor Angst schrien die beiden Burschen: "Dich haben wir nicht gemeint, nur die Knechte beim Binder!"

163. Auf einer Straße bei Thening hagelte einmal ein Bauer mit dem Teufel und besiegte ihn. Seither führte die Wiese den Namen "Haglwiese".

164. Ein Laakirchner ging an einem Sonntag lustig singend auf die Grünbergalm. Aus dem Walde spottete jemand nach und kam immer näher. Plötzlich stand der Teufel vor ihm, begann mit ihm zu raufen, zog aber den kürzeren, weil der Mann einen Bannspruch wußte. Abgehetzt und zerkratzt kam der Laakirchner auf die Alm und erzählte sein Erlebnis.

165. Bei einem Bauer in Schweigtal bei Laakirchen erprobten einmal abends die Burschen im lustigen Raufen ihre Kraft. Auch der Bauer tat mit, aber er balgte sich mit etwas für die anderen Unsichtbarem ab und rief: "Helfts ma, i håb den Teufl!" Wenn er zuschlug, war es, wie wenn er in Werg schlüge. Er raufte sich mit dem Gegner über die Wiese und das Feld bis zu der Stelle, wo drei Herrengründe zusammengingen und eine Kreuzsäule stand. Dort verschwand der Teufel. Das geschah mehreremal.

166. Als beim Größlwanger an der Straße von Gschwandt nach Laakirchen Burschen und Mägde abends lustig beisammen waren, klopfte der Teufel ans Fenster. Ein beherzter Bursche schlich sich hinaus und packte ihn von hinten. Es kam zu einem harten Streit. Weil der Bursche einen Ring mit dem Namenszeichen Jesu an der rechten Hand hatte, schlug er mit ihr den Teufel nieder. Mit der anderen Hand konnte er nichts ausrichten. Raufend wälzten sich die beiden fort und kamen — der Bursche wußte nicht wie — über einen zwei Meter breiten Graben bis zu einem Kreuz. Dort verschwand der Teufel. Zur Erinnerung wurde das Kreuz beim Größlwanger gesetzt.

*167. Der rote Filz, ein Zweckschmiedmeister in Holz bei Steyr, der rotes Haar und roten Bart hatte, war ein bekannter Wilderer. Dabei entging er stets allen Verfolgungen. Einst hielt ihn ein Jäger mit näselnder Stimme an. Ein Wort gab das andere, sie rauften, der rote Filz wurde durch Busch und Strauch gestreift und fiel zerschunden nieder. Gewildert hat er seither nie mehr.

168. Ein Liebenauer Bauer trieb einen Ochsen zum Verkauf nach Groß-Gehrungs. Als er heimging, trat der Teufel aus dem Holz und verlangte das Ochsengeld. Der Bauer gab es nicht her und sie begannen zu raufen. Weil der Bauer einen Rosenkranz bei sich hatte, konnte er dem Teufel die Hörner ausreißen.

169. Vor Lembach saß der Teufel auf einem Stein und belästigte die Vorübergehenden. An einem Sonntag mußte ein Mann mit einem Futtermesser an dem Stein vorbei. Weil es ihm der Teufel wegnehmen und ihn damit töten wollte, kamen sie in Streit. Schon schwanden dem Manne die Kräfte, da machte er mit dem Messer das Kreuzzeichen, der Teufel wich zurück. Diesen Augenblick benützte der Mann und hieb dem Teufel ein Horn ab. Da hatte der Teufel vollends verspielt und sprang mit solchem Zorn auf den Stein, daß der Abdruck eines Pferde- und eines Bocksfußes zurückblieb. An der Stelle wurde eine Steinsäule errichtet.

170. In einem Walde bei Gallneukirchen spukte der Teufel, niemand wagte sich hindurch. Ein Bauernssohn, der beim Militär war, mußte aber durch den Wald. Ein verdächtig aussehender Mann kam auf ihn zu. Der Bursche fürchtete sich zwar, griff aber doch zum Säbel und schlug dem Manne den Kopf ab. Dann lief er fort. Bald stand der Mann ohne Kopf wieder vor ihm, noch einmal schlug der Bursche mit dem Säbel nach der Gestalt, Feuer sprang weg und sie war verschwunden. Von da an zeigte sich der Teufel nicht mehr im Walde.

171. Die Fischer am Mondsee, die nachts ausfuhren, sahen öfter einen fremden Fischer seine Netze auswerfen. Meist war er ein, zwei Züge vor ihnen, nie störte er ihren Fang. Nur wenn er hinter ihnen zum Vorschein kam, war er sehr unruhig und verschwand bald. Wieder einmal sahen die Fischer, als sie um Mitternacht heimfuhren, den Fremden in einem Einbaum, der aber nur eine Wand hatte, gegen die Mündung des Steinerbaches fahren. Sie ruderten ihm entgegen und ein mutiger Schifferknecht rief hinüber: "Mit einem halben Schiff möchte ich auch einmal fahren, um andern das ehrsame Handwerk zu stören!" Der Fremde, der ungewöhnlich groß und kohlschwarz gekleidet war, fuhr beim Bach auf den Schotter hinaus und verschwand unter Tosen und Krachen. Da wußten sie, daß es der Teufel war.

Ein andermal flüchteten sich Fischer, vom Wetter überrascht, um Mitternacht in die alte Klosterschiffhütte. Plötzlich gab es unheimlichen Lärm, ihre Boote wurden hin und her geschleudert und schlugen an die Wand der Hütte, in der Ecke aber saß der Fremde mit glühenden Augen. Sie flohen trotz des Sturmes hinaus und fanden in einem nahen Stadel notdürftig Unterschlupf. Nach dem Wetter fanden sie ihre Boote ganz unbeschädigt. Der Teufel hatte ihnen den Streich gespielt, weil sie ihn verhöhnt hatten.

*172. Innviertler Burschen sahen in einer Mondnacht im Walde einen Mann Holz spalten. Wie er aber auch darauf losschlug, er brachte das Holz nicht auseinander. Trotz aller Warnung rief ein Bursch, er solle doch besser zuschlagen. Der Mann holte zu einem wuchtigen Schlage aus, es gab einen gewaltigen Krach, der Prügel blieb ganz, der Bursche aber stürzte zusammen und wurde für tot heimgebracht. Er brauchte lange, bis er wieder zu sich kam, und einige Tage redete er irre.

173. Ein Gallspacher Bauer, der oft fluchte, ging durch ein Gehölz bei Grieskirchen und fluchte. Es erhob sich ein Krachen und Sausen im Holz, der Bursch sagte aber gelassen: "Fahr, Teufel, fahr!" Der Spuk dauerte bis Mitternacht, dann wurde es wieder still. Außerhalb des Holzes hatte sich die ganze Zeit kein Blatt gerührt.

174. Ein Bursche aus Kronberg bei St. Georgen im Attergau ging um Mitternacht vom Heimgarten durch den Wald nach Hause und hörte vom Lichtenberg herüber juchzen. Er juchzte zurück und bekam näher und näher Antwort. Plötzlich hörte er hinter sich ein Rauschen und ein Gröhlen. Über Stock und Stein lief er heim und schlug die Haustüre zu. Eine riesige, zottige Gestalt sprang draußen herum und rüttelte am Fensterkreuz, daß das Haus zitterte, dann lief sie davon. Der Bursche juchzte nie mehr nachts im Walde.

175. Der alte Lipp in Altmünster ging einst in der Rauhnacht um Mitternacht nach Hause. Weil es ihm so langweilig war, pfiff er vor sich, schließlich tat er einen Juchzer, von Ebenzweier her juchzte es zurück. Als Lipp noch einmal juchzte, kam die Antwort schon ganz nahe her. Obwohl dem Lipp gruselte, machte er zum drittenmal den Versuch, jetzt juchzte aber der Schwarze hinter der Hecke, sah Lipp mit feurigen Augen an und rief höhnisch: "Jugitz nu åmal!"

*176. Ein Leonfeldner Bursche verlockte einen anderen trotz dessen Widerstreben in einer Samstagnacht zum Fensterln. Sie kamen durch den Sternwald, der Verführer zog seinen zögernden Begleiter mit und juchzte. Aus dem Wald kam Antwort. Plötzlich wurde der Verführer gepackt und etwas sprang mit ihm auf einen Stein. Der zweite Bursche brach zusammen und wurde am nächsten Morgen ohnmächtig gefunden. Vom eisten Burschen fand man nur mehr Kleider. Noch heute zeigt man den Stein und Fußspuren darauf.

*177. Ein Schmied ließ ein Bild des Teufels im Zimmerboden anbringen. So oft er vorbeiging, stieß er mit den Füßen danach und verunglimpfte es auf jede Weise. Der Teufel suchte sich an ihm zu rächen, es gelang ihm aber nicht.

178. Eine Frau sah an der Waldaist oberhalb Reichenstein einen Jäger mit einem schwarzen Hund aus dem Felsen treten und verständigte den Förster. Ein Jägerbursche, den er ausschickte, sah den Jäger und schoß seinen Hund nieder. Darauf begannen sie zu raufen und verschwanden im Felsen. Der Bursche kam nie mehr zum Vorschein.

179. In einer Au bei Karlstift, nahe der oberösterreichischen Grenze, kam ein Forstadjunkt an einem kleinen Haus vorbei und sah, wie drinnen ein unheimlicher Mann die Nase ans Fenster drückte. Er hielt es für Einbildung und schoß hin. Da trat aber der Mann aus dem Haus und hielt die Gewehrkugel auf der Hand. Der Adjunkt erschrak so, daß er bald darauf starb. Die Gestalt aber war der Teufel gewesen.

Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 249 - 252
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, März 2006.
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