11. Von Hexen und von Zauberei.
1. Hexenzauber.
e) Hexenabwehr.

132. Ein Mittel zur Abwehr der Hexen ist das Tragen von zwei verschiedenfarbigen Socken. In St. Jakob bei Willibald kam ein Bauer um Hilfe zu einer Frau, die im Rufe stand, im Bunde mit dem Teufel verschiedene Krankheiten heilen zu können. Sie sagte ihm aber: „I helfet da schon, wånst nöt zweierlei Söckl anhättst!"

133. Die Hexen kann man vom Hause fernhalten, wenn man unter die Schwelle Daurand und Widritat eingräbt. Ebenso schützen die beiden Pflanzen gegen den Teufel. Gut ist es auch, wenn man Brotbrösel bei sich hat.

*134. Einem Bauer in Öpping war das Vieh verhext. Ein Stück nach dem anderen mußte er notschlachten. Auf den Rat eines hexenkundigen Mannes stellte er ein Kalb so auf, daß die Hinterfüße im Stall, die Vorderbeine außerhalb waren, dann schlug er ihm den Kopf ab und warf ihn auf den Misthaufen. Das übrige Fleisch verschenkte er an die Armen. Der Kalbskopf schrie auf dem Misthaufen noch eine ganze Viertelstunde. Von der Zeit an gab es kein Unglück mehr im Stall.

*135. Als es in einem Bauernhof bei Talheim nacheinander viel Unglück im Roßstall gab und ein neugekauftes Pferd in kurzer Zeit wieder völlig herabkam, wurde es mit dem Kummet lebendig unter die Schwelle der Stalltüre eingemauert.

Überhaupt gruben die Leute, wenn sie Unglück im Stall hatten, zur Abwehr ein lebendes Tier, etwa ein schlechtes Fadl, im Garten ein.

136. Einem Bauer in Gunskirchen gingen einst alle Kälber zugrunde. Der Steffelhans, an den er sich wandte, nahm ein verendetes Kalb ins Holz und zerhackte es auf einem Baumstock. Am nächsten Tag sah man einen Mann mit zerhacktem Gesicht herumgehen, es war der Verhexer. Der Bauer aber hatte nun Ruhe.

137. In einem Bauernhaus gab es immer Unglück mit dem Vieh. Ein fremder Mann kam ins Haus und hörte davon. Er ging in den Stall und sagte dort: „In der Senkgrube liegen Knochen von einem Kalb, damit ist eine Hexerei geschehen". Er trug die Knochen fort, niemand durfte ihm nachschauen, wohin. Von nun an gab es im Bauernhaus kein Unglück mehr.

138. Ein Bauer in Hörsching, der stets Unglück im Stalle hatte, fand im Zaun des Hausgartens einen Kälberfuß eingewickelt in einen Zettel mit merkwürdigen Großbuchstaben. Seither war wieder Glück im Hause. Der Zettel stammte von einer ortsbekannten Hexe.

139. Hexen konnte man durch einen vor die Tür gelehnten Stallbesen vom Stall fernhalten; waren sie schon drinnen, so waren sie eingesperrt, bis man sie freiwillig herausließ. Auf diese Art fing einmal ein Bauer bei Freistadt eine Hexe. Sie war aber eine gute Bekannte und bat ihn flehentlich, ihren Namen zu verschweigen.

140. In einem Bauernhaus in Hamberg bei Walding gaben die Kühe Blut statt Milch. Ein Hexenbanner besprengte die Stalltür mit Weihwasser und lehnte sie nur an. Während die Leute nun in der Stube warteten, kam die Hexe zur bestimmten Zeit; weil sie durch die nur angelehnte Stalltür nicht hinein konnte, ging sie brüllend fort und kam nie wieder.

141. Ein Bauer bei Gmunden hatte ungefähr gleich viel Grund wie sein Nachbar und baute auch gleich viel an, erhielt aber immer viel weniger Getreide, während sich beim Nachbar die Körner zu Bergen häuften. So ging es jahrelang. Auffallend war nur, daß der Nachbar immer zur selben Zeit sein Getreide drosch. Auf den Rat eines Mannes, „der was konnte", legte der Bauer auf seinem Tennboden Tannenreisig aus und sagte das Dreschen an. Richtig drosch am anderen Tag auch der Nachbar. Nach der Arbeit ging der Bauer zu ihm und fand die ganze Tenne voll Tannennadeln. Da wußte der Bauer, daß ihm der andere das Getreide verhext hatte.

142. Einer Bäuerin in Walding war die Kuh verhext. Ein Bettler riet, vor Sonnenaufgang eine Fuhr Tannenreisig heimzubringen, zu Staub zu dreschen und diesen in das Futter zu mischen. Kaum hatte man aber eine Viertelstunde gedroschen, kam schon die Hexe und bat flehentlich, das Dreschen einzustellen. Man hörte nicht auf sie und seither war Ruhe.

143. Das Wegzaubern des Getreides hinderten die Leute, wenn sie Reisig aus dem Walde holten, damit verkehrt in den Stadel fuhren und das Reisig wie Korn auf der Tenne ausdroschen. Sie mußten es dann wieder aufladen und verkehrt hinauffahren.

*144. Gegen das Viehverhexen legten die Leute eine Hacke und eine Gabel übers Kreuz oder steckten einen Besen mit dem Stiel in den Boden. In Ober-Rotenbuch am Weilhart konnte eine Hexe dem Vieh nicht mehr an, als man dies tat.

*145. In Gilgenberg half man sich in einem Bauernhaus gegen eine Hexe, indem man bei der Stalltür und den Fensterstöcken Teufelsdreck vergrub, ferner in ein Loch im Stallgang von jeder Kuh drei Tropfen Milch gab und dann eine glühende Eisenstange hineinstieß. Ein Kalb riß sich los und stürzte tot zusammen. Von der Hexe war aber von da an nichts mehr zu verspüren.

146. Einer Bäuerin in der Gegend von Grieskirchen war das Vieh im Stall verhext. Sie legte ihre zusammengedrehte Schürze auf den Melkstuhl und schlug nach Kräften darauf. Am nächsten Tag erschien die Hexe im Gesicht blau geschlagen und bat um Verzeihung.

*147. Gegen Stallverhexung half der Haslacher Abdecker einem Bauer dadurch, daß er einen Nursch mit Milch füllte und dann mit einem Hackdornzweig auspeitschte. Die Hiebe trafen die Hexe.

148. In Breitenried, Gemeinde Riedau, spannte eine Hexe, wenn sie den Leuten die Milch verzauberte, in ihrer Stube ein Leintuch auf, machte vier Knöpfe und molk daraus. Aus dem Leintuch floß gute Milch, im Stall gaben aber die Kühe statt Milch Blut. Um den Schaden zu bannen, hielten die Leute einen glühenden Stickstecken in die Adelröhre und gossen die blutige Milch darauf. Am nächsten Morgen ging die Hexe mit verbranntem Gesicht herum.

Einer Bäuerin wurde von der Hexe das Butterrühren verhext. Da warf sie geweihte Palmkatzel in den Kübel und nun konnte sie wieder rühren. Auch das Weizenfeld hatte die Hexe verhext. Ein ganzer Strich ohne jede Ähre ging hindurch. Da suchten die Leute ein Stück Gewand der Hexe zu erwischen, um ihr zu schaden.

149. In einem Bauernhaus zu Gallspach war der Stall verhext. Da machte ein alter Mann einen Stickstecken glühend und steckte ihn in die Röhre, aus der die Jauche aus dem Stall floß. Zur selben Zeit stand die Hexe in ihrem Hause über den Herd gebückt, eine große Stichflamme schoß heraus und versengte ihr das Gesicht. Jammernd kam sie am nächsten Tag, das Gesicht mit Brandwunden bedeckt, und tat Abbitte.

150. Ein Bauer in Langwies, dem eine Nachbarin den Stall verhext hatte, machte eine Kuhkette glühend und rührte sie mit einem Rührer im Butterfaß. Am nächsten Tag kam die Hexe mit verbranntem Gesicht um Verzeihung bitten.

*151. In einem Wiesengraben in der Pfarre Lausa lebte ein Bauer, dem eines Tages seine einzige Kuh keine Milch gab. Sogleich hatte er eine Bäuerin, die im Ruf einer Hexe stand, in Verdacht. Er nahm eine Eisenstange, machte die Spitze glühend, lief mit der Stange dreimal um sein Haus und stieß sie dann unter der Dachtraufe in das nasse Erdloch. Und wirklich hatte die Hexe genug, sie starb noch in derselben Nacht.

152. In einem Bauernhaus bei Prägarten wurden die Kühe krank, gaben keine Milch, man fand Hühnereier ohne Schalen und taubeneigroße Hühnereier, sogenannte Hexennüsse. Ein Braucher, der um Rat befragt wurde, ließ sieben Buchenscheiter in den Backofen legen, die verdächtigen Eier daraufgeben und solange heizen, bis nur mehr die Asche übrig war. Da hörte man aus dem Backofen Jammern und Wimmern und entdeckte darin ein schwarzes Weib mit verbundenem Mund, das über Zahnschmerzen klagte. Als der Braucher dazukam, war das Weib verschwunden, von der Stunde an war alles in Hof und Stall wieder in Ordnung. Die böse Nachbarin aber hatte an diesem Abend schreckliche Zahnschmerzen.

153. Auf einem Bauerngut bei Grieskirchen waren die Hühner verhext, sodaß sie nicht legten und die Eier bei dem Nachbarn gekauft werden mußten. Ein Anbraucher aus Wolfsegg ließ durch einen Monat Schoppwerg, wie man es zum Stopfen der Backofenlöcher verwendet, in den Hühnerstall streuen und mischte ebensolange fremde Kräuter unter das Hühnerfutter. Von dieser Zeit an legten die Hühner wieder.

*154. Als in der Eferdinger Gegend in einem großen Bauernhof die Kühe statt Milch Blut gaben, ließ der herbeigerufene Schinder von neun Pfarrkirchen Weihwasser holen, nahm von neunerlei Palmbuschen Verschiedenes, dazu Wurzelzeug, etwas davon vergrub er unter jeder Tür, an die Stalltür machte er geheimnisvolle Kreidezeichen. Zuletzt sagte er, am dritten Tage werde eine bekannte Person kommen, der dürfe man unter keiner Bedingung etwas geben, sonst sei alle Mühe umsonst. Richtig kam am dritten Tag eine als Hexe verschriene Nachbarin, bekam aber nichts. Der Zauber war gebrochen, die Kühe gaben wieder Milch.

155. Ein Bauer in Summerau hatte schon lange Unglück mit dem Vieh. Zuletzt wurden sogar von unsichtbarer Hand Geräte aus Scheunen und Schupfen in den Hof geworfen, die Wagen verschoben, sodaß sich abends niemand mehr hinaustraute. Der Bauer ging zu einem Braucher; der versprach zu helfen, befahl ihm aber strenge, auf dem Heimweg nichts aufzuheben und daheim binnen drei Tagen nichts herzugeben. Wirklich fand der Bauer am Heimweg allerlei verlorene Dinge, hob jedoch nichts auf, daheim kamen verschiedene Leute ins Ausleihen. Der Bauer blieb standhaft und alles war wieder gut.

156. Der Passauer Hexenmeister Stauber wollte in einem Mühlviertler Bauernhof den Stall durch Gegenzauber von Hexenunwesen befreien und verbot dabei den Leuten innerhalb dreier Tage etwas hinauszugeben. Die Hexe wurde zwar abgewiesen, ihr Mann aber, der um Kren kam, erhielt ihn, nun hatte die Hexe wieder Macht, konnte aber nachts doch nicht mehr in den Stall eindringen. Ein Fetzen von ihrem Kittel blieb zurück und wurde vergraben. Die Hexe mußte nun elend dahin siechen.

157. In einem Bauernhaus erkrankte eine Kuh, niemand konnte helfen, auch der alte Viehdoktor wußte keinen Rat, das Tier war verhext. Um Hilfe gebeten, beschied der alte Totengräber den Bauer um Mitternacht in den Friedhof und gab ihm dabei ein Päckchen: „Lege es drei Tage in den Stall, mache es aber ja nicht auf. Wenn jemand in diesen drei Tagen kommt, so gib ihm nichts!" Am ersten Tag kam beim Zwölf Uhr-Läuten ein altes buckliges Weiberl aus der Nachbarschaft und bat um Salz; der Bauer schlug es ihr ab. Am zweiten Tag kam sie vergeblich um Mehl. Als sie aber am dritten Tag bat, Wasser in ihrem Krüglein holen zu dürfen, gewährte der Bauer die Bitte. Während aber die Alte zum Brunnen ging, lief er um Weihwasser ins Haus und besprengte die Frau von hinten heimlich mit Weihwasser. Da schüttete sie voll Zorn das Wasser aus und ging davon. Schon am Nachmittag war die Kuh gesund, das alte Weiblein aber starb am selben Abend. Um Mitternacht trug der Bauer das Päckchen dem Totengräber zurück, ohne hineinzusehen.

158. In Traunleiten, Gemeinde Altmünster, lebte ein fleißiger Mann, der als Salzträger in Gmunden arbeitete, aber nichts glückte ihm daheim im Stall. Am Johannistag kam er spät abends von Gmunden heim und sah auf der Wiese vor dem Hause ein fünf Spann hohes Weiberl mit einem dreimal so großen Hut auf dem Kopf und mit einer uralten Sichel in der Hand. Er sprach sie an, was sie tue. „Monatsreserl grab i aus!" Da wußte er, daß ihm das Weib den Stall verhext hatte und schlug nach ihr. Es war ihm aber, als hätte er in Teig geschlagen und zugleich trieb ihn eine unsichtbare Hand zum Laufen. Er sprang ins Haus. Die Hexe aber warf ihm die Sichel nach, daß sie im Tor stecken blieb. Der Mann verfiel vor Schreck in eine schwere Krankheit, im Stall aber hatte er von nun an Glück.

159. In Unterhalt bei Wels sah ein Besuch dreimal in den Stall und sagte: „Die Kuh ist aber schön!" Da schrie die Kuh drei Tage und drei Nächte. Erst als sie mit Weihrauch angeraucht wurde, war alles wieder in Ordnung.

160. In einem Bauernhaus in Steinhaus sagte ein Besucher beim Misthaufen: „Da habt ihr aber einen schönen Misthaufen!" und nahm unauffällig etwas davon mit. Seither gab es im Hof Unglück über Unglück. Ein vorbeikommender Zigeuner erfuhr davon. Er nahm ein Ei, wickelte es in ein Tuch und sagte: „Wenn das Ei noch im Tuch bleibt, weicht das Übel; finden wir aber einen Totenkopf darin, ist nichts zu machen!" Es blieb das Ei im Tuch und das Übel verschwand vom Hof.

161. Im Daxenwinkel in Langwies steht ein Kreuz, es wurde zur Wehr gegen die Hexen gesetzt.

Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 180 - 184
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, März 2006.
© digitale Version: www.SAGEN.at .