DIE WILDE JAGD
Mit weithinhallendem Hundsgebell und Peitschengeknall, mit Roßgewieher und dem markerschütternden Schrei übermenschlicher Stimmen braust der gespenstige Zug von Arnstein über den Gipfel des Peilsteins und die Kalbskopffelsen ins Tal, über den schmalen Steg zwischen den Häuschen Grabenweger und Baumgartner und verliert sich in den Wäldern des Taßberges. Wehe dem Frechling, der sich vor der sechs Schuh über der Erde ziehenden Jagd nicht zu Boden wirft; vor Jahren versuchte ein Bursche der Gefahr zu trotzen, am anderen Morgen wurde er am Peilstein in elendem, zerfetztem Zustande aufgefunden, der wilde Jäger hatte ihn mitgerissen und auf seinem Rückwege dort aus der Höhe herabgeschleudert.
Öfters zeigt sich der wilde Jäger nächtlicherweile unterhalb Arnstein im Anzgraben, wo er sein Wesen um den Platz der ehemaligen Roßschwemme treibt.
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer
Sagenschatz, Wien 1924, Band I, S. 14