DIE WALDGEIß AM SCHNEEBERG

Zu einem Hirtenbuben am Waxriegel kam ein altes Mütterlein und bat ihn, er möge ihr, da sie sich beim Kräutersuchen verirrt, den Weg ins Tal hinab zeigen. Der Bursch aber verweigerte es, weil seine Dirn heraufkommen könnt'. Mit einemmal steht statt der Alten der Berggeist vor ihm und wirft ihn - damit er schneller zu seiner Dirn komme - zugleich mit einem Stück Berg (dem "Grünstein" am Rohrbachgraben) ins Tal hinab. Der Bursch ist aber nur mehr in der Gestalt einer Waldgeiß zum Vorschein gekommen, die sich nur sehen läßt, wenn sie den gewitterbringenden Berggeist nicht wittert; daher man schönes Wetter prophezeit, wenn die Waldgeiß sich zeigt.


Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band I, S. 41