DIE SAGE VOM DREILÄUFIGEN HASEN

In den Neunzigerjähren des vorigen Jahrhunderts ging nämlich ein Bäuerlein mit einem leeren Sacke über die Brücke des Raisenbaches gegen Holzschlag, als er neben dem Wasser einen Hasen sitzen sah, der anscheinend nicht mehr weiter konnte. Er fing denselben und steckte ihn, ohne sich weiter um die hohe Jagdgesetzgebung zu kümmern, in den bewußten Sack. Als er sich aber mit seiner Beute unterhalb Arnstein vorbeischleichen wollte, rief eine erschreckliche Stimme: "Hans, wo bist du?" und aus dem Innern des Sackes antwortete es: "Da bin ich!" Da ließ der Entsetzte den Sack fallen, um sich eiligst aus dem Staube zu machen; als er sich anderen Tags, unter Zittern und Ängsten, seinen Sack wieder holte, fand er wohl diesen noch fest zugeschnürt, aber von dem unheimlichen Hasen war keine Spur mehr darin.


Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band I, S. 17