DIE MURKENTRÜMMER UND ORGLER

Einst arretierte der Dorfwächter einen argen Verbrecher und sperrte denselben in den Gemeindekotter. Da dieser schon lange nicht benützt, fand er das Vorhängeschloß nicht. Rasch half sich der Wächter dadurch, daß er eine gelbe Rübe, welche er im Sacke hatte, vorsteckte und beruhigt wieder seines Weges ging. Abends trieb der Halter die Kühe von der Weide heim und da fraß eine Kuh die Murke ab. Als des anderen Tages der Wächter den Verbrecher dem Ortsrichter vorführen wollte, war jener bereits über alle Berge. Seitdem heißen die Pfaffstättner mit ihrem Spottnamen "Murkentrümmer". Auch führen sie den Namen "Orgler". Der Ort hatte weder eine Feuerspritze noch eine Orgel. Die Bewohner hatten zwei Meinungen. Die einen wollten die Spritze, die ändern eine Orgel; für alle zwei waren die Mittel nicht da. Die Orgelleute siegten. Bald darauf brach ein gewaltiger Brand im Orte aus und da sagten die Gegner der Orgel: so, jetzt "orgelts".


Kommentar: (Mündlich.)
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band II, S. 39