DAS GLUTTÖPFCHEN IN ROHR

Ein armes, altes, zahnloses Weiblein kam einst nach Rohr und sah dort eine reiche Badenerin in der Au am Arme eines Mannes lustwandeln. Das arme Weiblein, das sich vor lauter Hunger kaum mehr aufrecht erhalten konnte, bettelte das vornehme Paar schüchtern um Brot an und die Badenerin stieß eine Brotkrumme, die gerade am Wege vor ihr lag, mit dem Fuße von dannen und schrie: "Hier liegt Brot, gut genug für ein Scheusal Deiner Art" und spuckte vor sich hin. Das arme Weib nahm die "Gottesgabe" und schlich sich weinend, ohne Klage von dannen und kam bald, noch die trockene Rinde kauend, zu, einer Sandfläche, in welcher ein "Häferl voll Glut" eingegraben war. Und als das Weiblein erstaunt über diesen Fund sich zur Erde neigte, fielen einige Brotbrösel in die Glut und diese verwandelte sich sofort in pures Gold. Von da ab hatte die Not und der Hunger des alten Weibes ein Ende.Ein armes, altes, zahnloses Weiblein kam einst nach Rohr und sah dort eine reiche Badenerin in der Au am Arme eines Mannes lustwandeln. Das arme Weiblein, das sich vor lauter Hunger kaum mehr aufrecht erhalten konnte, bettelte das vornehme Paar schüchtern um Brot an und die Badenerin stieß eine Brotkrumme, die gerade am Wege vor ihr lag, mit dem Fuße von dannen und schrie: "Hier liegt Brot, gut genug für ein Scheusal Deiner Art" und spuckte vor sich hin. Das arme Weib nahm die "Gottesgabe" und schlich sich weinend, ohne Klage von dannen und kam bald, noch die trockene Rinde kauend, zu, einer Sandfläche, in welcher ein "Häferl voll Glut" eingegraben war. Und als das Weiblein erstaunt über diesen Fund sich zur Erde neigte, fielen einige Brotbrösel in die Glut und diese verwandelte sich sofort in pures Gold. Von da ab hatte die Not und der Hunger des alten Weibes ein Ende.


Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band I, S. 18