EINS IST DREI UND DREI IST EINS

Ein steinreicher Bürger in Baden hatte drei stolze Vesten und drei wilde Söhne, und als er starb, erbte jeder derselben eine Veste und schwur hoch und teuer, daß nach dem Wunsche des Vaters die Drei Eins bleiben sollen. Der Schwur wurde aber bald gebrochen, denn die drei Brüder versprachen sich insgeheim dem Teufel und der versprach jedem einzelnen, die beiden anderen zu holen.

Doch es geschah bald anders. Der eine der Brüder, der Beste noch, blieb ein Bürgersmann, während der andere ein Ritter und der nächste gar ein Pfaffe wurde, und nun stritten sich die bösen Drei um der Erbschaft Willen und die Vesten, und jeder meinte, des Vaters Wille war: "Drei ist Eins" und folglich gehöre alles nur Einem und nicht Dreien und dieser Eine wollte jeder sein.

Die feindlichen Brüder klagten sich nun bei Gericht und jeder klagte den anderen des unrechtmäßigen Besitzes an.

Der Erste sagte, der Vater war ein Bürger, darum gehören die Burgen ihm allein; der Zweite meinte, er sei ein Ritter, darum seien die Steine sein; und der Dritte klagte als Pfaffe, und die Erbschaft gehöre der Kirche.

Das Gericht ward aber unschlüssig und sagte, da Eins nicht Drei ist, so soll Drei Eins sein, und jeder soll seinen Stein behalten.

Da klagte der Bürger entrüstet den Teufel an, daß er falsches Spiel mit ihm getrieben, und der erzürnte deshalb so heftig, daß er schwur, wenn nicht binnen vierundzwanzig Stunden Eins "Drei" sei, so sei sein Pakt ungültig.

Doch auch der Pfaffe klagte den Teufel an, daß er falsches Spiel getrieben, und dieser schwur, wenn nicht binnen zwölf Stunden Eins "Drei" sei, so sei auch sein Pakt nichtig.

Aber Eins war nur Zwei, denn der wildeste der Brüder, der Ritter, wurde binnen sechs Stunden, also innerhalb der Teufelsfrist, vom Tode geholt, und seither gab es nur die Veste des Bürgers und die der Kirche, denn die des Ritters riß der Teufel in Trümmer und war und blieb der Haagstein.


Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band I, S. 27