DER SCHWARZE WAGEN ZU HEILIGENKREUZ

Es mag ungefähr 100 Jahre her sein, da ging vorn Wirt zu Heiligenkreuz, der zugleich Fleischhauer war, ein Bankknecht nach dem nahen Dornbach um ein Kalb, Es fing an dunkel zu werden, als er seinen Heimweg antrat; deswegen suchte er sich zu beeilen. Weil er aber sein Kalb nicht recht weiter brachte, so wurde er zornig und fing fürchterlich zu fluchen und zu schelten an, was er auch auf dem ganzen Wege herab tat. So war er bis zum Einsiedlerkreuz gekommen, welches damals noch "unter" dem Dornbache gestanden ist. Da sieht er auf einmal aus dem Einsiedlergraben heraus einen kohlschwarzen Wagen mit vier Rappen bespannt auf sich zukommen. Aus dem Wagen stiegen zwei schwarze Männer heraus. Über das erschrak er so sehr, daß er sein Kalb liegen ließ und in einem Atem nach Hause lief.


Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band I, S. 16