DIE TEUFELSMÜHLE BEI STOCKERAU

Erste der sechs Wegsäulen; Harald Hartmann

Die erste der sechs Säulen am Wegrand der Ernstbrunnerstraße L 26 (1613.738' Ost, 4824.294' Nord).
Die übrigen fünf Säulen stehen auf einer Strecke von 2,1 km Richtung Osten.
© Harald Hartmann, Mai 2006

Nördlich von Stockerau ist eine Rotte, Leizersbrunn mit Namen. Das Schloß, das noch Vischer in seiner Topographie brachte, ist verschwunden. Sie besteht nur mehr aus einer Mühle mit Gasthaus und mehreren Häusern. An die Mühle, die allgemein Teufelsmühle genannt wird, knüpft sich folgende Sage: Dort lebte einst ein hartherziger, betrügerischer Müller. Seine Frau war das reine Gegenteil von ihm. Sie tat ohne Wissen des Mannes den Armen viel Gutes.
Einst kam ein altes hungriges Weiblein in die Mühle und bat um ein Stücklein Brot. Der Müller wies sie ab, und da sie nicht abließ zu betteln, hetzte er die Hunde auf sie. Das Weiblein aber richtete sich hoch auf und verkündete dem Müller das baldige Strafgericht Gottes und plötzlich war sie wie vom Boden verschwunden. Der Müller ärgerte sich über die Alte und deren Frechheit, wie er sich sagte, sehr, noch mehr aber, als er sah, wie seine Frau rasch durchs Hintertürchen eilte. Diese hatte alles mitangehört und wollte dem Weiblein Brot heimlich zustecken. Der Müller eilte ihr nach und beim Gartenzaun holte er sie ein. Er sah was sie trug. Schon hob er im Zorne die Hand, um sie zu schlagen. Da öffnete sich die Erde mit großem Krach, der Teufel kam hervor, packte den erschrockenen Müller und fuhr mit ihm in die Luft, wo er ihn zerriß. Die Stücke ließ er fallen. Er hatte die Richtung gegen Wiesen genommen.
Die Müllerin ließ an den Stellen, wo man die Stücke fand, Marterln errichten. Heute noch stehen an dem Feldwege, auf dem man in einer halben Stunde nach Wiesen kommt, sechs Säulen. In der Mühle war es von da an nicht mehr geheuer und sie erhielt den Namen Teufelsmühle. (Josef Zaoraul.)

Letzte der sechs Wegsäulen; Harald Hartmann

Die sechste der sechs Säulen an der L25 am Nordrand der Ortschaft Wiesen (16°15.453' Ost, 48°24.311' Nord)
Die übrigen fünf Säulen stehen auf einer Strecke von 2,1 km Richtung Westen.
© Harald Hartmann, Mai 2006


Quelle: Carl Calliano, Der niederösterreichische Sagenschatz, Bd. III, Wien 1926