PARGFRIEDERS TRAUM UND WIRKLICHKEIT

Jeder, der von Großweikersdorf nach Ziersdorf fährt, passiert die Begräbnisstätte eines der kauzigsten Männer der Monarchie. Wer sich vom Schloss Wetzdorf über den Wald zur Anhöhe des Heldenbergs begibt, findet sich umgeben von unzähligen gegossenen Büsten berühmter Strategen des 19. Jahrhunderts, die auf den nimmermüden Josef Pargfrieder zurückgehen.

Dieser Pargfrieder, zunächst arm, später aber ein sehr reicher Emporkömmling, behauptete zeitlebens, dass er ein illegitimes Kind von Kaiser Joseph II. sei. Bewiesen und erforscht wurde weder sein Geburtsort noch sein Geburtstag, so manches blieb bis heute im Dunkeln verborgen.

Pargfrieder belieferte die kaiserliche Armee und versorgte sie mit Nachschub, unter anderem auch mit Schuhen. So hatte er regelmäßig Kontakt mit den Spitzen der Armee und bald kannte er ihre Sorgen und auch ihre - finanziellen - Nöte. Der berechnende Lieferant nutze deren Notlage oft zu seinem Vorteil.

Eitel wie er war, wollte er selbst im Tode die Nähe hoher Generäle nicht missen. So kam es, dass die alten Feldmarschälle Radetzky und Wimpfen, deren Schulden er bezahlte, ihre letzte Ruhestätte auf dem Heldenberg fanden.

Alles hatte der umtriebige Pargfrieder organisiert und inszeniert, sogar seine eigene Bestattung in der Rüstung eines Ritters. Nur hatte er nicht wissen können, dass er in seiner letzten Ruhe gestört werden würde. Die einen sagen, sein Leichnam sei zur Zeit des Nationalsozialismus entfernt worden. Es hieß, seine Mutter sei eine schöne Tochter eines jüdischen Rabbiners im Böhmerwald gewesen. Die anderen hingegen berichten, er sei das Opfer russischer Plünderer geworden. Auch die Aufschrift "Hier arbeitet die Natur an der Verwandlung des Menschen" konnte ihn nicht retten. So ist nicht nur die Geburt Pargfrieders sagenumwoben, sondern auch das Schicksal seines Leichnams.

Wenn heute von Pargfrieder die Rede ist, dann taucht immer wieder ein Spruch auf, der mit Ironie den seltsamen, aber auf seine Weise höchst erfolgreichen Kauz Pargfrieder beschreibt:

"Hier ruhen drei Helden in ewiger Ruh,
zwei lieferten Schlachten,
der dritte die Schuh."

Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 29