DIE NAPOLEONBUCHE

Im Jahr 1809 soll Napoleon, als er im Marchfeld war, unter anderem auch in Engelhartstetten gewesen sein. Dort beriet er sich im Schatten einer Buche mit seinen Generälen, wie er denn das Heer des österreichischen Kaisers am besten schlagen könnte.

Als sich die Offiziere besprachen und hin und her überlegten, schlich eine alte Zigeunerin heran, trat vor den stolzen Kriegsherren hin und sagte: "Zeigt mir Euer Pulverhorn!" Napoleon war gleicherweise erstaunt wie verblüfft und hielt es der Alten hin. "Das wird für morgen nicht reichen!", gab sie sich überzeugt. Als sie dann die Hinterfüße von Napoleons Pferd begutachtet hatte, stellte sie weiters fest: "Dieses Pferd wird man Euch unter dem Leib wegschießen!" Schließlich nahm sie auch noch die Hand Napoleon, las darin und prophezeite, dass er die Schlacht verlieren würde. Da wurde der kleine Korse endgültig zornig und schleuderte der fliehenden Zigeunerin einen Dolch nach. Doch dieser blieb im Stamm der Buche stecken und die Handleserin kam mit dem Leben davon.

Am nächsten Tag kam es zur schicksalhaften Schlacht bei Asparn zwischen den Franzosen und dem Heer der Österreicher. Und hier zeigte sich, dass die Zigeunerin recht behalten sollte: Napoleon verlor zum ersten Mal eine Schlacht - er wurde von den österreichischen Truppen unter der Führung von Erzherzog Karl besiegt.

Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 255